Acht Tage Terminvergabe-Marathon und wenig Besserung in Sicht

Symbolbild - Pete Linforth / Pixabay

Erfahrungen unserer Leser | Neue Sorgen der Bewohner des Rosenhof in Hochdahl | Informationen rund um die Terminvergabe

“Ich wünsche mir sosehr, dass die Mehrfachterminvereinbarung mit einer Emailadresse endlich eingerichtet wird”, sagte uns Gabi Gründker am Wochenende..

Letzte Woche berichteten wir über erste Erfahrungen von Lesern bei der Vergabe von Impfterminen für über 80-Jährige. In dieser Woche haben wir nachgefragt, wie es unseren Lesern bei der Terminvergabe weiter ergangen ist. Auf unserer Facebookseite berichteten nach unserem Artikel in der letzten Woche 16 Leser von ihren Erfahren. Wenn es endlich mit der Terminvergabe klappte, gelang bei der Online-Buchung anschließend der Download der Unterlagen nicht.

“Ich wollte Euch jetzt gerade an meiner Freude teilhaben lassen”, teilte uns Anja Riese letzten Mittwoch mit. Nachdem sie es den ganzen Vormittag online versucht hatte, erfuhr sie über die Hotline, dass das System zusammengebrochen war und sie es doch am Nachmittag noch einmal probieren sollte. Mittags klappte es dann telefonisch doch. Sie kam durch und konnte für ihre Eltern einen Termin für Mitte März vereinbaren. “Ich kann mein Glück noch gar nicht fassen”, kommentierte sie den Erfolg.

Nicht jeder hat so schnell Erfolg

Soviel Glück hatte Gabi Gründker. Leiterin Betreutes Wohnen im Johanniter-Haus, nicht. Am vergangenen Samstag konnte sie für einen einzigen Bewohner einen Impftermin buchen. Da im Online-Buchungssystem lediglich eine Emailadresse für eine Terminvergabe genutzt werden kann, musste sie auf die Terminvergabe über die Hotline ausweichen. Ihr Smartphone zählt die Anrufversuche, die fast ihre gesamte Arbeitszeit und inzwischen auch ihre Freizeit füllen, mit. Letzten Donnerstag berichtete sie uns: “Gerade in Versuch 121 endlich jemand am Telefon: Es sind keine Termine für Erkrath verfügbar! Auf meine Frage, wann denn vielleicht mal wieder Termine eingespielt werden, kam die Antwort: Das weiß ich doch auch nicht! Probieren Sie es immer weiter!

Sonntagabend haben wir noch einmal nachgefragt. Bis dahin kam Gabi Gründker auf 638 Anrufe und immer noch hatte sie für acht über 80-Jährige, die sich zu einer Impfung entschlossen haben, keine Impftermine. Wenn sich die übrigen über 80-Jährigen Bewohner auch entschließen, werden es noch ein paar mehr. “Ich versuche es jeden Tag, auch nach Feierabend bis zum Ende der Hotline gegen 22 Uhr. Auch am Wochenende. Einmal wären Ersttermine frei gewesen. Die habe ich aber nicht bekommen, weil die Termine für die Zweitimpfung nicht verfügbar waren …”, berichtet sie müde von der offensichtlich immer noch schlecht funktionierenden Terminvergabe. Sie tauscht sich mit Kollegen anderer Einrichtungen aus, die ähnliche Erfahrungen machen.

Ein Anrufer erfuhr von einem Mitarbeiter der Hotline, dass viele Senioren gleich mehrere Personen um Unterstützung bei der Anmeldung gebeten hätten und es so zu Mehrfachterminvergaben für die gleiche Person kam. Diese Termine müssten jetzt erst wieder freigegeben werden. Sollte diese Aussage stimmen, erfolgt in der Datenbank bei Eingaben – abgesehen von der Emailadresse – kein Doppelabgleich, der eigentlich in der IT seit mehr als 20 Jahren Standard ist.

Hurra, hurra

Heute morgen endlich hatte auch Gabi Gründker Erfolg. Sie erreichte die Hotline und es gab auch genügend Termine. “Ich bin direkt um 8 Uhr durchgekommen und konnte alle Termine auf einmal machen”, kann sie ihr Glück kaum fassen. Ihre impfwilligen Ü80 sind versorgt. “Jetzt habe ich wieder Energie zum Motivieren der restlichen Bewohner”, schreibt sie uns.

Andere Einrichtung, andere Probleme: Rosenhof Hochdahl

Während Gabi Gründker in der letzten Woche vor der Herausforderung stand neun Termine zu vereinbaren, stehen die Mitarbeiter des Rosenhof in Hochdahl vor einer weitaus größeren Herausforderung.

Dort war es im Wohnbereich bereits im Dezember zu einem Corona-Ausbruch gekommen. Seit dem ist das Leben der Bewohner von Quarantänen oder zusätzlichen Schutzmaßnahmen geprägt. Regelmäßig wird getestet, aber noch immer gibt es 19 Infizierte (18 Bewohner und ein Mitarbeiter), wie ein PCR-Kontrolltest Ende letzter Woche ergab. Knapp die Hälfte der Infizierten, das zeigten die CT-Werte, sind bereits auf dem Weg der Genesung. “Auch in dieser Woche werden wieder Reihentests durchgeführt”, ist aus dem Kreis Mettmann zu erfahren.

Foto: Rosenhof Hochdahl

Mit dem Ausbruch im Rosenhof Hochdahl ist die Sorge der Bewohner vor einer Infektion gestiegen und viele hoffen auf die Impfung. Die sollte Ende Januar erfolgen. Ist sie auch, aber – anders als im Rosenhof in Alt-Erkrath vor einigen Wochen – nur im stationären Pflegebereich. Während der Kreis Mettmann zwar für die Einrichtung des Impfzentrums zuständig ist und die Impfstofflieferungen in Empfang nimmt, liegt die Verantwortung der Impfungen bei der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNO). Sie vergibt die Impftermine und koordiniert auch den Einsatz der mobilen Impfteams in Einrichtungen. Die Verantwortung für den gesamten Impfprozess und damit auch die Entscheidung darüber welche Personengruppen in welcher Reihenfolge geimpft werden, liegt bei der Landesregierung und den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission. Zu Beginn der Impfungen gab es offensichtlich noch Unklarheiten darüber, wo und für wen die mobilen Teams eingesetzt werden können. Davon haben die Bewohner des Rosenhofs in Alt-Erkrath offenbar profitiert und hatten Glück unter den früh geimpften zu sein.

Für die Bewohner des Rosenhofs in Hochdahl heißt das jetzt: Sie müssen sich selbst um einen Termin im Impfzentrum bemühen. “Die Mitarbeiter unterstützen die Senioren bei der Terminvereinbarung. Gleichzeitig hat das Management aber allen Bewohnern, Mitarbeitern und Betreuern des Wohnbereichs auch empfohlen, sich selbst um Termine zu bemühen oder auch an anderer Stelle um Unterstützung zu bitten”, berichtet der Pressesprecher der Rosenhof-Gruppe Mario Köpers, von der schwierigen Aufgabe, die nun vor allen liegt. Neben den Mitarbeitern im Wohnbereich müssen 257 über 80-Jährige Bewohner einen Impftermin vereinbaren.

Es ist kompliziert

Wollte man es mit der Anzeige des Beziehungsstatus in einigen Sozialen Netzwerken ausdrücken, wäre die aktuelle Anzeige wohl ‘es ist kompliziert‘, denn nicht nur die Bewohner des Rosenhofs in Hochdahl sind betroffen. Vielen anderen Einrichtungen im Kreis, wie auch dem Wohnstift Haus Horst, in dem derzeit rund 290 über 80-Jährige wohnen, geht es genauso.

Kreis uns Städte haben sich im Vorfeld der Benachrichtigung zur Impfterminvergabe bemüht Hilfsangebote für Härtefälle zu benennen. “In der einen Stadt ist das der Verweis auf den Seniorenbeirat, in der anderen Stadt können es auch ganz andere Anlaufstellen sein”, weiß Tanja Henkel aus der Presseabteilung des Kreis Mettmann zu berichten. In Erkrath enthält das Schreiben eine städtische Telefonnummer, an die sich Menschen wenden können, die weder Kinder, Verwandte oder Nachbarn haben, die sie zum Impfzentrum fahren könnten. “Das Telefon der Kollegin stand zeitweise nicht mehr still”, schildert Maria Steinmetz, Presseabteilung der Stadt Erkrath, die in Nutzung der Rufnummer, die eigentlich nur für Härtefälle in Anspruch genommen werden sollte. Viele Anrufe galten nicht dem Notfahrdienst, sondern Beschwerden über die Schwierigkeiten bei der Impfterminvergabe, auf die weder die Stadt Erkrath noch der Kreis Mettmann Einfluss hat. “Wir möchten deshalb noch einmal darum bitten, dass die Rufnummer für Menschen freigehalten wird, die bereits einen Termin, aber keinerlei Möglichkeiten für die Anfahrt haben”, plädiert Maria Steinmetz an die Impfgruppe und deren Angehörige.

Änderungen im Online-Buchungssystem in Sicht?

Auf Nachfrage teilte uns die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein bereits letzte Woche Dienstag mit, dass eine Änderung hin zur Mehrfachterminvergabe pro Emailadresse vorgenommen werden soll. Wir haben heute noch einmal nachgefragt. “Die Option gibt es leider noch nicht, das muss noch programmiert werden. Das dauert noch einige Tage. Am besten geht das Buchen von zeitlich nah aneinander liegenden Terminen über die Hotline 0800 116 117 01”, schreibt uns dazu Dr. Heiko Schmitz aus der Presseabteilung der KVNO.

Wir wollten auch wissen, was es mit den Doppelvergaben auf sich hat und schrieben: “Auch wurde uns berichtet, dass für einige aus Gruppe 1 mehrfach Termine vergeben wurden, weil sie unterschiedliche Menschen um Hilfe gebeten hatten.
Das wirft die Frage auf, ob ein Doppelabgleich zwar bei der Emailadresse durchgeführt wird, offensichtlich aber nicht bei den Daten der zu Impfenden?
Wenn das so ist: Wann soll hier eine Änderung erfolgen, damit nicht mehrere Termine von einem zu Impfenden blockiert werden, während andere verzweifelt auf einen Termin warten?

Antwort von Dr. Schmitz: “Doppelbuchungen im System bereinigen wir zügig, die spielen in Nordrhein nur eine untergeordnete Rolle. Dass andere ‘verzweifelt’ auf einen Termin warten, können wir anhand des aktuellen Buchungsgeschehens und der Rückmeldungen nicht (mehr) nachvollziehen. Es sind Termine da, neue sogar bis zum 30. April (Erstimpfung).” Die Antwort, warum bei den Daten der zu Impfenden kein Doppelabgleich erfolgt und wann hier eine Änderung erfolgen soll, ließ er unbeantwortet.

Aus Medienberichten der letzten Tage war zu erfahren, dass Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen bei den Impfungen die Schlusslichter bilden. Auch die Terminbuchungen laufen in anderen Bundesländern offensichtlich reibungsloser, weil man leistungsfähige Software (wie sie zum Beispiel für Konzertbuchungen verwendet wird) einsetzt.

Das Fazit nach acht Tagen Impfterminvereinbarungen:
Da ist noch viel Luft nach oben und bleibt zu hoffen, dass die KVNO zügig Änderungen am Terminbuchungssystem umsetzt oder dass man sich auf Landesebene entscheidet ein leistungsfähigeres Buchungssystem einzusetzen.

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*