Kunststücke im KunstHaus

Kunst mit Tiefgang. Anders könnte man Cornelia Schoenwalds Ausstellung, die am Samstag eröffnet, in einem einzigen Satz nicht beschreiben.

Auf die Besucher warten die Widersprüche, die unser aller Leben so mit sich bringt und so manche Überraschung. Da treffen Altes und Neues, Bewährtes und Schädliches, Schönes und vielleicht Hässliches aufeinander. Das Kunsthauses wird ab Samstag bis einschließlich 1. Dezember zu einer Gesamtinstallation, die näheres Hinsehen lohnend macht.

Cornelia Schoenwald ist keine Unbekannte. Seit fast einem Vierteljahrhundert stellt sie ihre Portraits, narrative Fotografie, Inszenierungen und experimentelle Arbeiten an wechselnden Orten aus. Auch im KunstHaus durften schon viele Kunstliebhaber erfahren, welche Spielarten sich mit Fotografie ausdrücken lassen.

Die Ausstellung Kunststücke berührt aber nicht nur das Auge des Kunstkenners, die Ausstellung berührt tief, macht die Widersprüche unseres Lebens sichtbar. Wie etwa die vielen Dornen, die Schoenwald seit Jahren sammelt, die Teil der Gesamtinstallation seien werden. „Ich habe 2015 damit begonnen, als die vielen Flüchtlinge zu uns kamen. Da war einfach dieses Bild des dornigen Fluchtwegs in mir“, erinnert sie sich. Fluchtwege spielen auch in den ausgestellten Fotografien eine Rolle. Hier sind es die verzerrten, schwer erkennbaren Fluchtwege in Gebäuden.

Aber so wie die Dornen losgelöst von ihrem Stammplatz hässlich wirken können, sind sie gleichzeitig ein Symbol für die Schönheit der Natur, für die Rose, an deren Stil sie einst wuchsen. Und die Natur findet in Schoenwalds Ausstellung fotografisch festgehalten ihren Platz. Wie ein schönes Mahnmal, das uns alle daran erinnert, dass diese Natur die Leben gibt, uns Leben schenkt, tagtäglich weiter zerstört wird. Silberne Vögel flattern anmutig von der Decke, die sich bei näherem Hinsehen als der Müll entpuppen, den wir täglich produzieren. Sie waren einst das innere eines Getränkekanisters, der Schlauch, der Saft oder Wein in sich trug.

Zwei große Spitzenkopfkissen erinnern an die heile Welt unserer Großeltern, geschmückt mit einem Bild, das einem Traum entsprungen scheint. Ursprüngliche Natur, Bäume, alles in Blau. Belichtet vom Sonnenlicht. Cyanotypie, auch Eisenblaudruck genannt, heißt das Verfahren, das 1842 von dem englischen Naturwissenschaftler und Astronom John Herschel entwickelt wurde und bei Cornelia Schoenwald künstlerische Anwendung findet. Gestopft sind die Spitzenkissen nicht mit Daunenfedern, sondern mit dem Plastik, das in großen Mengen den Verpackungsalltag ausmacht.

Die Bilder auf den Kissen sind nicht die einzigen Werke der Ausstellung, die mit diesem Verfahren erstellt sind. Aber nicht alles, was blau ist, ist Cyanotypie. Dort, wo es besonders tiefblau ist, sollte der geneigte Betrachter näher hinschauen, denn das könnte dann eine Tiefdruckarbeit sein.

Näheres Hinschauen ist hier erlaubt und gewollt, aber dennoch ist ein entscheidendes Moment dieser Ausstellung die Gesamtinstallation, die man auch einmal mit Abstand vom Einzelobjekt auf sich wirken lassen sollte.

Info:
  • Kunststücke von Cornelia Schönwald
  • Fotografie, Tiefdruck und Cyanotypie
  • KunstHaus Erkrath, Dorfstraße 9, 40699 Erkrath.
  • Eröffnung Samstag, 16. November um 16 Uhr.
  • Weitere Öffnungszeiten:
    • Sonntag 17.November, 11 bis 18 Uhr
    • Samstag 23. November, 14 bis 19 Uhr
    • Sonntag, 24. November, 11 bis 18 Uhr
    • Samstag, 30. November, 14 bis 18 Uhr
    • Sonntag, 1. Dezember (1. Advent), 11 bis 18 Uhr

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