Gymneander bietet Schauspiel der Extraklasse

Der Literaturkurs des GymNeander hat die Stadthallenbühne nach Monaten der Leere wieder mit Leben gefüllt/ Foto: Tanja Bamme

Wer ist diese Yvonne, die Prinz Philipp den Kopf verdreht hat und gleichzeitig seine schlechtesten Seiten zum Vorschein bringt?

Mit dieser Frage hat sich am Dienstagabend der Literaturkurs des GymNeanders auseinander gesetzt. Nach Monaten der Leere bespielten die jungen Schauspieler die Bühne der Stadthalle und füllten diese mit Leben. Und als wäre das nicht schon Freude genug, gaben die Schüler bei dem Theaterstück nicht nur ihr Bestes, sondern lebten die Rollen im wahrsten Sinne des Wortes richtig aus. Einfach war es schließlich nicht, das Stück aus der Feder des polnischen Autors Witold Gombrowicz, der mit „Yvonne, die Burgunderprinzessin“ ein noch immer hoch aktuelles, gesellschaftskritisches Theaterstück geschaffen hat. Und das bereits 1935. Uraufgeführt wurde das kurzweilige Drama allerdings erst 1957 in Krakau.

Die schweigsame Yvonne steht dabei im Mittelpunkt des Geschehens. Etwas, das sie selbst sicher am allerwenigsten gewollt hat. Denn während sie schweigsam die Zeit an Hofe von Burgund verbringt, dreht der Hofstaat samt königlicher Familie um sie herum immer weiter durch. In Yvonnes stille Art wird Bösartigkeit und Vorsatz hineininterpretiert. Als Yvonne sich- vielleicht aus Verständnislosigkeit- nicht verbeugt, erfährt sie Spott und rohe Gewalt. Und selbst das sonst so erhabene Königspaar bricht unter der Art ihrer künftigen Schwiegertochter zusammen, wird grob, roh und laut.

Mit Bravur hat sich Anna Himmelspach der Rolle der Yvonne angenommen. In einer Solo-Tanzszene zeigte sie den rund 100 Zuschauern im Saal, wer Yvonne wirklich ist: Ein Mensch mit Bedürfnissen und Leidenschaften. „Eine Hauptrolle hatte ich bisher noch nicht, nur kleinere Rollen“, berichtet die junge Schauspielerin nach der Aufführung. „Mir hat es geholfen, dass ich mir vorstelle ich sei ein Alien.“ Anhaltenden Applaus gab es auch für die anderen Darsteller, wie etwa Julian van der Heiden, der den launischen Prinz Philipp verkörperte. War es in Yvonne verliebt? Wollte er sie nur vorführen? Welcher Sinn verbarg sich hinter der Verlobung? Fragen, die den Zuschauern bei der Darbietung des Prinzen die gesamte Spielzeit im Kopf herumschwirrten und bis zuletzt nicht aufgelöst wurden.

Wohl aber, was am Ende mit der armen Yvonne passierte, die augenscheinlich einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort war und vom Hofstaat sowie ihren intriganten Tanten zum „Glück“ gezwungen wurde. Sie erlag schließlich dem Zorn der besseren Gesellschaft, die durch ihre eigenen schlechten Gedanken allesamt zu Mördern wurden.

Wissenswertes: Das Stück war für die Zuschauer kostenlos, um eine Spende wurde gebeten. Die Hygienemaßnahmen wurden eingehalten, das Tragen einer Maske sowie die Vorlage eines negativen Corona-Tests, eines Impfausweises oder Genesenendokument war Pflicht.

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