Yoga- Eine betroffene Branche

Iris Kiemel/ Foto: Sofia Zwokbenkel Photography

Corona macht vielen Berufsgruppen schwer zu schaffen. Auch die Yoga-Community hat mit dem anhaltenden Lockdown zu kämpfen.

Iris Kiemel ist Yogalehrerin. Im September vergangenen Jahres hat sie ihr Studio „Yogashala Erkrath“ an der Röntgenstraße in Alt Hochdahl eröffnet. Genau fünf Wochen durfte sie unterrichten, dann überrollte die Neu-Unternehmerin die zweite Lockdown-Welle. „Damit hat die Yoga-Community nicht mehr gerechnet“, verrät Iris Kiemel rückblickend. Der Zulauf in ihrer kurzen Öffnungsphase war enorm. Nicht zuletzt, weil Iris Kiemel von dem Konzept ihres Studios überzeugt ist. „Eigentlich hätte ich sieben Tage die Woche auf und würde mit mehreren Dozenten und verschiedenen Kursangeboten arbeiten. Da wäre wirklich für jede Generation und für Menschen in unterschiedlichen Lebensphasen etwas Passendes dabei gewesen“, erklärt sie.

Online-Kurse sind keine „Optimallösung“

Zu diesem umfangreichen Angebot ist es bisher aber nicht gekommen. Im Gegenteil: Viel mehr musste der Kursplan zurückgestutzt werden. „Als ich vom Lockdown erfahren habe, musste ich umstrukturieren und biete seitdem ein Online-Kursangebot an.“ In ihrem lichtdurchfluteten Studio sitzt Iris Kiemel also alleine vor dem Laptop, ihre Kursteilnehmer wiederum lassen sich in den heimischen Wohnzimmern finden. Eine Optimallösung ist das für die Dozentin nicht. „Es bleibt ganz viel auf der Strecke. Das ist nicht das Verständnis, das ich eigentlich von meinem Beruf habe. Nicht nur, dass die Teilnehmer zuhause nicht immer die Ruhe bekommen, die sie für Yoga benötigen, ich kann auch nur eingeschränkt Hilfestellung leisten. Dennoch ist es eine Möglichkeit meine Schüler weiterhin in dieser besonderen Zeit zu unterstützen.“ So ganz auf ihr Angebot verzichten kann die Wahl-Erkratherin, die gebürtig aus dem Schwabenland kommt, aber schon aus finanzieller Sicht nicht. „Es werden zwar immer weniger Teilnehmer, die sich online einwählen, aber noch biete ich derzeit 15 Kurse in der Woche auf diesem Weg an. Der Zugang über meine Seite ist sehr leicht und selbsterklärend“, so Kiemel, die sich aber sicher ist, dass der Zulauf mit Beendigung des Lockdowns wieder zunehmen wird. „Der Bedarf ist da, das habe ich schon kurze Zeit nach meiner Eröffnung gemerkt.“

„Mein Geist ist ausgerichtet“

Den Kopf in den Sand stecken, dafür ist Iris Kiemel nicht der Mensch. Viel mehr schöpft sie Kraft aus ihren Lehren und hat nach einer kurzen Orientierungsphase  „ihren Geist neu ausgerichtet“. „Ich habe mich an das Bundesministerium für Arbeit und Soziales gerichtet und einen langen Brief geschrieben. Auch an die ARGE, die noch bis März einen Gründungszuschuss bezahlt, habe ich mich schriftlich gewandt. Wenn mein Zuschuss im März ausläuft, dann wird es bei mir finanziell eng“, gibt die Dozentin wieder, die generell auf die Probleme der Yoga-Community aufmerksam machen will. In ganz Deutschland sind Yogastudios in ihrer Existenz massiv bedroht.

„Wir wollen zeitnah einen offenen Brief an die Bundesregierung schreiben und auf uns aufmerksam machen. Ich beispielsweise habe in meinem Studio nicht nur die vorgeschriebenen Hygienemaßnahmen verfolgt, sondern auch darüber hinaus Möglichkeiten gefunden, wie ich meine Teilnehmer und mich weiter schützen kann. Ich durfte keine Hilfsmittel- wie etwa Yogamatten oder Sitzkissen- mehr ausgeben. Da habe ich kurzerhand für jeden Teilnehmer individuelle Stoffmatten zuschneiden und personalisieren lassen. Wir waren allesamt gut gewappnet und mussten trotzdem schließen.“ Um sich finanziell über Wasser zu halten, hat Iris Kiemel sogar einen Minijob annehmen müssen. „Anders würde ich meinen Kühlschrank sonst nicht vollbekommen“, versichert sie. „Allein die Investition in das Studio hat mich rund 15.000 Euro gekostet.“ Wie lange der Lockdown noch anhält, darüber möchte sie nicht spekulieren. „Ich habe für mich selbst entschieden, dass ich diese Phase überstehen werde“, gibt sie selbstbewusst und auch überzeugt wieder.

Yoga als Lebenseinstellung

Neu ist Iris Kiemel in ihren Beruf nicht. Seit 2017 unterrichtet sie in verschiedenen Studios und bei der Volkshochschule. „Yoga betreibe ich aber schon seit rund 30 Jahren“, versichert sie. Dass Menschen in der aktuellen Corona-Zeit auch mal für ein paar Wochen „durchhängen“ dürfen, das ist für die Yoga-Dozentin ein normales und auch menschliches Verhalten. Und wie man sich nach all den emotionalen Belastungen wieder erden kann, das verrät Iris Kiemel gerne nach dem Corona-Lockdown in ihrem Studio.

Wissenswertes: Das Yogashala Erkrath ist auch im Internet unter yogashala-erkrath.de erreichbar. Anfragen beantwortet Iris Kiemel gerne auch per Mail unter info@yogashala-erkrath.de.

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*