„Wir hatten oft ein glückliches Händchen“

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Sozialdezernent und Erster Beigeordneter Ulrich Schwab-Bachmann erinnert sich an die Corona-Anfänge, schildert den aktuellen „Krisenalltag“ und wagt erste Blicke in die Zukunft.

Schon jetzt ist sicher: Dieses Jahr wird in die Geschichte eingehen. Corona hat das Leben zahlreicher Menschen grundlegend verändert. Auch für die Erkrather Stadtverwaltung kam Corona als eine nicht vorhersehbare Welle. Als erste Stadt im Kreis Mettmann wurden in Erkrath infizierte Personen gemeldet, Erkrath entwickelte sich zunächst zu einem Corona-„Hot Spot“.

Zunächst tagte der Krisenstab täglich

Ulrich Schwab-Bachmann
Foto: Stadt Erkrath

Alleingelassen wurde die Stadt dabei nie, sondern hat stets in Kooperation mit dem Kreis Mettmann und den dazugehörigen Städten nach gemeinsamen Lösungen gesucht. „Die Bezirksregierung erläutert die Erlasse, der Städte- und Gemeindebund verfasst wiederum Empfehlungen für uns“, erklärt Ulrich Schwab-Bachmann den mittlerweile eingespielten Ablauf. Der Sozialdezernent und Erster Beigeordneter hat in der ersten Woche der globalen Pandemie die Leiterfunktion im Krisenstab der Stadt übernommen, während sich Bürgermeister Christoph Schultz im Urlaub befand. „Anfänglich hatten wir eine 7-Tage-Woche. An jedem Tag hat der Krisenstab um 14 Uhr- drei Stunden nach dem Krisenstab des Kreises- getagt.“ Jetzt findet einmal wöchentlich, jeweils Dienstag, eine Verwaltungskonferenz statt und der Krisenstab tagt nur noch nach Bedarf.

Auch wenn zunächst nur ein Reagieren auf die sich stets wandelnde Situation möglich war, lobt Schwab-Bachmann im Nachhinein die gute Zusammenarbeit zwischen den Fachbereichen, aber auch mit dem Kreis. „Wir haben in dieser Zeit viele gute Entscheidungen getroffen und intuitiv richtig gehandelt. Wir hatten oft ein glückliches Händchen.“ Darin eingeschlossen sind die zügigen Schul- aber Kita-Schließungen sowie der vorrübergehende Lockdown. Ganz langsam erholen sich die Erkrather von dem wochenlangen Stillstand. Der Schulbetrieb hat wieder in Teilen begonnen, die Lockerungen schlagen sich auch auf die Betreuungszahlen der Kitas nieder. Die Sorge um einen erneuten Lockdown ist in der Bürgerschaft jedoch groß. „Wir haben uns beispielsweise Gedanken gemacht, wie wir darauf reagieren, sollte es zu einem Erkrankungsfall an einer Schule kommen“, berichtet Ulrich Schwab-Bachmann, der in engem Austausch mit dem Kreisgesundheitsamt steht. „Letztlich waren wir uns einig, dass jeder Fall individuell behandelt werden muss. Abhängig ist bei dieser Entscheidung auch die Schulform. Muss die ganze Schule, einzelne Jahrgänge oder nur die einzelne Klasse unter Quarantäne gestellt werden?“

Wie die Rückkehr aller Schüler an die Erkrather Schulen möglich sein soll, dass weiß Ulrich Schwab-Bachmann noch nicht. Das größte Problem stellen die fehlenden Raumkapazitäten dar. Als Ausweichflächen könnten die Stadthalle, das Bürgerhaus und Sporthallen dienen. „Wir sind diesbezüglich in Erkrath zum Glück gut aufgestellt. Die Räume haben uns auch schon in der  Flüchtlingskrise geholfen.“ Um nicht alle Schüler gleichzeitig zu unterrichten, käme auch ein Schichtbetrieb in Frage. „Sich darüber schon jetzt Gedanken zu machen, würde allerdings keinen Sinn ergeben. Wir müssen auf neue Verordnungen vom Land warten. Bis zu den Sommerferien ist der Schulbetrieb erst einmal geregelt.“

Kultur blieb auf der Strecke

In den Hintergrund sind bei der Krise die zahlreichen Veranstaltungen im Kulturbereich gerückt. Das Theaterstück „4.000 Tage“ wurde zwei Stunden vor der Aufführung in der Stadthalle abgesagt. „Das Bühnenbild stand, die Schauspieler waren bereits da“, erinnert sich Ulrich Schwab-Bachmann, der an diesem Abend persönlich vor Ort war, um die Besucher in Empfang zu nehmen. „Den Großteil der Gäste haben wir im Vorfeld erreicht, lediglich 13 Besucher sind an dem Abend noch zur Stadthalle gekommen.“ In dieser Zeit ist der Sozialdezernent auf zahlreiche, verständnisvolle Ohren gestoßen. „Die Erkrather haben gut reagiert. Auch die Zusammenarbeit mit den Erkrather Stadtwerken hat gut funktioniert. Der Badebetrieb wurde sofort eingestellt. Bäder in anderen Städten hatten länger geöffnet“, weiß Ulrich Schwab-Bachmann.

Dass das Leben langsam wieder an Fahrt gewinnt, ist für den Beigeordneten ein positives Signal, das wiederum an einem seidenen Faden hängt. „Ich bin mir jedoch sicher, dass in den Köpfen der Menschen ein Umdenken stattgefunden hat und wir allesamt sensibilisiert sind. Wir müssen gemeinsam vernünftig mit dieser Situation umgehen.“ Notwendig sieht Schwab-Bachmann die Lockerungen ganz besonders im Kinder- und Jugendbereich. Nicht nur der soziale Austausch zwischen den Kindern ist in den Augen des Dezernenten wichtig, auch die mitunter angespannten Wohnsituationen in manchen Familien sollen wieder entzerrt werden. „Uns liegt zum Glück kein Fall von Kindesmissbrauch vor, es ist trotzdem wichtig, den Kreis der Betreuung wieder weiter zu ziehen“, so der Sozialdezernent.

Viel Arbeit hinter den Kulissen

Seit einer Woche ist das Rathaus wieder geöffnet. Die städtischen Serviceangebote können mit vorheriger Anmeldung wieder wahrgenommen werden. Dass in der Verwaltung auf Grund der Situation weniger Arbeit anfällt, kann Ulrich Schwab-Bachmann allerdings nicht bestätigen. „Viele Kollegen sind am Anschlag, oft kamen neue Verordnungen spät abends oder am Wochenende. Diese mussten zeitnah umgesetzt werden. Es mussten zudem Hygienepläne entwickelt, Leitlinien verfasst, Elternbeiträge erstattet, Förderanträge an das Land gestellt und Hilfsanfragen von Verbänden und Vereinen beantwortet werden. Langeweile kommt bei uns nicht auf.“

Wissenswertes: Bereits seit Januar erprobt die Stadtverwaltung die Möglichkeit der Homeoffice-Nutzung mit 60 Arbeitsplätzen. In der Corona-Zeit wurde die Zahl für Heimarbeitsplätze auf über 100 Mitarbeiter ausgebaut.  

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