Weniger verunglückte Senioren in Erkrath

Manfred Frorath (Leitender Polizeidirektor), Landrat Thomas Hendele und Markus Plehn (Leiter der Führungsstelle Verkehr) mit der neuen Verkehrsunfallstatistik. Foto: RG

Auch wenn sich die Zahl der verunglückten Senioren fast halbiert hat, besteht mit einem Blick auf das Zahlenwerk für 2019 insgesamt in Erkrath kein Grund zur Freude.

Betrachtet man die Verunglücktenhäufigkeitszahl (VHZ), die das Risiko auf 100 Tausend Einwohner hochrechnet, ist diese erfreulicher Weise für Erkrath von 277 auf 268 um 3,2 Prozent gesunken. Aber die Statistik enthält auch viele Wehrmutstropfen, wie etwa die Zunahme verunglückter motorisierter Zweiradfahrer, die sich mehr als verdoppelt hat. “Einen Grund für diese Verdopplung haben wir noch nicht analysiert. Ob es örtliche, zeitliche oder Wetter abhängige Zusammenhänge gibt muss erst noch betrachtet werden”, kommentierte Markus Plehn, Leiter der Führungsstelle Verkehr der Kreispolizei diese Entwicklung.

Verkehrsunfallfluchten

Noch viel besorgniserregender betrachtet Landrat Thomas Hendele die Entwicklung der Verkehrsunfallfluchten im Kreis Mettmann, die im letzten Jahr um 9,8 Prozent auf insgesamt 4.012 Verkehrsunfallfluchten anstiegen. In 137 Fällen gab es dabei verletzte Personen, die ohne Hilfe zurückgelassen wurden. Die Zahl der Unfallfluchten mit Verletzten Personen ist sogar um 22,3 Prozent angestiegen. Ein Fall aus Ratingen war dabei besonders drastisch. Wenn Passanten der verletzten Frau nicht zu Hilfe geeilt wären, wäre sie möglicher Weise verstorben. Aber auch fast vier Monate später liegt die Frau immer noch im Krankenhaus und musste mehrere Operationen über sich ergehen lassen. “Dabei handelt es sich nicht um ein Verkehrsdelikt, sondern um eine Straftat”, verdeutlicht Landrat Hendele den Unterschied und ergänzt “Ein solches Verhalten ist asozial”. Die Aufklärungsquote bei Verkehrsunfallfluchten liege hoch, warnt er Verkehrsteilnehmer, sich vom Unfallort zu entfernen. Bei Personenschäden werde in kriminalistischer Kleinarbeit nach den Tätern gefahndet. In Ratingen ist die Polizei dem Täter inzwischen auf die Spur gekommen und konnte die Beteiligung über DNA-Spuren am PKW des Verursachers beweisen.

In Erkrath gab es im letzten Jahr 320 Verkehrsunfallfluchten. Die Aufklärungsquote lag bei 40 Prozent. “Kein Schadensfreiheitsrabatt rechtfertigt eine Unfallflucht und mit einem Zettelchen hinter der Windschutzscheibe ist es nicht getan”, erklärt der leitende Polizeidirektor Manfred Frorath noch einmal. Wer Beispielsweise auf dem Parkplatz eines Einkaufscenter einen Wagen schrammt muss zwischen 30 und 45 Minuten warten, bis der Fahrer zu seinem PKW zurückkehrt und sollte auf jeden Fall die Polizei benachrichtigen. Niemand solle Hemmungen haben die 110 zu wählen.

Verkehrsunfälle mit Personenschaden

Insgesamt gab es in Erkrath 99 Unfälle mit Personenschaden, bei denen 102 Personen leicht verletzt und 16 Personen schwerverletzt wurden. Eine Person verstarb an den Folgen eines Verkehrsunfalls. Kreisweit waren es neun Tote. “Jeder einzelne davon ist immer noch einer zuviel”, bedauert Landrat Thomas Hendele, auch wenn der Kreis nach wie vor mit seinen Unfallzahlen, trotz der hohen Verkehrsdichte, unter dem Landesdurchschnitt liegt.

Die Zahl der verunglückten Fußgänger hat in Erkrath im letzten Jahr von 18 Verunglückten um vier auf vierzehn abgenommen, während die Zahl verunglückter Radfahrer um sieben stieg. Sie lag 2018 noch bei 23 und 2019 auf 30 Personen. Die Zahl verunglückter Zweiradfahrer, hat sich, wie eingangs aufgeführt, mehr als verdoppelt. Sie ist von neun in 2018 auf 20 in 2019 gestiegen. Auch die Zahl verunglückter Motorradfahrer ist von sechs auf 15 und damit deutlich gestiegen, auch wenn die Zahlen insgesamt nicht so hoch erscheinen.

Schaut man auf die Altersgruppen, blieb die Zahl der verunglückten Kinder unverändert bei elf, während die Zahl verunglückter junger Erwachsener von 15 auf 21 anstieg, was möglicher Weise mit dem Anstieg der Unfälle bei motorisierten Zweirädern und Motorrädern einhergeht. Dafür hat sich die Zahl verunglückter Senioren deutlich reduziert. Betrug sie in 2018 noch 32, so waren es 2019 nur noch 17.

Die Zahl der Unfälle unter Einfluss von Alkohol oder Drogen hat insgesamt abgenommen.

Illegale Autorennen

Die Zahl illegaler Autorennen hat sich kreisweit mehr als verdoppelt. Sie ist in den bekannten Fällen von neun in 2018 auf 22 in 2019 gestiegen. Örtliche Schwerpunkte sind dabei nicht zu identifizieren, die Fälle verteilen sich auf alle Städte im Kreis. “Eine Renn- oder Tunerszene gibt es bei uns im Kreis nicht”, verdeutlicht Markus Plehn, dass es sich dabei um einzelne Gelegenheitsrennen handelt.

Präventive Maßnahmen

Polizei und Verkehrswacht setzen auch weiterhin auf präventive Maßnahmen, um die Unfallzahlen zu senken. Dazu gehören auch das Aktionsbündnis Seniorensicherheit („ASS!“), indem inzwischen 108 Ehrenamtler in den zehn Städten des Kreises aktiv sind. Im letzten Jahr haben sie insgesamt 32 Infostände organisiert.

Auch der Crash-Kurs, in dem anschaulich und emotional Unfallfolgen sichtbar gemacht werden oder Aktionen zum ‘Toten Winkel’ und Pedelec-Training gehören zu diesen Maßnahmen. Bei den Fahrrad-Lichttests wurden 12,43 Prozent der Fahrräder beanstandet und den Eltern zur Beseitigung der Mängel übergeben.

Noch bewähren muss sich, aufgrund der langen Verfahren unter Beteiligung des Verwaltungsgerichts die VokoVU, bei der aufgrund aggressiven Verhaltens die Fahreignung geprüft wird und der Führerschein auch entzogen werden kann, wenn jemand zum Beispiel durch häusliche Gewalt auffällig wird, da mit allgemein aggressivem Verhalten aggressives Verhalten im Straßenverkehr meist einher geht.

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