Wahlkrimi in den USA, Schulkrimi in Mettmann?

Symbolbild Schulen: Pixabay: congerdesign

Die verbindliche Elternbefragung hat in Mettmann ein klares Votum für die Gesamtschule ergeben und trotzdem müssen die Eltern jetzt bangen.

Eigentlich verpflichtet die verbindliche Elternbefragung eine Kommune dem Votum der Eltern zu folgen. Eigentlich. Aber nachdem die Gesamtschule diese Hürde genommen hat, ist plötzlich wieder alles unsicher. Statt im Schulausschuss einen Beschluss zu fassen, wurde das Thema, zum Erstaunen der Vertreterin der Bezirksregierung, Karin Büschenfeld, in die konstituierende Ratssitzung geschoben. So etwas habe sie noch nicht erlebt, bemerkte sie, wie die Kollegen von Taeglich.me berichteten. Während Grüne, SPD und Linke klar für eine Errichtung der Gesamtschule zum kommenden Schuljahr sind, fehlte der FDP ein tragfähiges und wirtschaftlich nachhaltiges Konzept, um eine Gesamtschule zu errichten und dauerhaft finanzieren zu können. Und nachdem bereits im Raum steht, dass eine vierzügige Gesamtschule in den kommenden Jahren nicht ausreichend wird, um die wachsenden Schülerzahlen in Mettmann aufzufangen, argumentierte die CDU ‘man würde der Verwaltung ja quasi einen Blankoscheck für eine kommunalpolitische Trunkenheitsfahrt ausstellen’. Auch merkte die CDU an, dass die Kommunalaufsicht sicher Probleme mit der Finanzierung haben werde. Aber, wie in der Sitzung auch deutlich wurde: Die Kommunalaufsicht muss sich auch einschalten, wenn der Rat sich mehrheitlich nicht dem Elternwillen beugt und die Errichtung einer Gesamtschule ablehnt.

In der konstituierenden Ratssitzung wurde das Thema dann schließlich auch nicht entschieden. In einer Sitzungsunterbrechung wurde man sich einig eine Sonderratssitzung am 17. November 2020 einzuberufen und bis dahin offene Fragen zu klären. Es bleibt also spannend. Grüne, SPD und Die Linke reichen nicht für eine Mehrheit. Das Zünglein an der Waage könnte die neue unabhängige Wählergemeinschaft ‘Zur Sache Mettmann’ sein. Aber die will sich offensichtlich noch nicht festlegen, ist aus der Bürgerinitiative zu vernehmen, die den Kontakt zur Fraktion suchte.

Eltern sind verunsichert und fühlen sich als Wähler getäuscht

Zahlreiche Emails haben Eltern inzwischen an die Kandidaten ihrer Wahlkreise oder direkt an die Parteien geschrieben. Sie fühlen sich getäuscht, denn bis zur Wahl hatte auch die CDU signalisiert, dass sie sich dem Elternwillen beugen wird. Selbst von der FPD, die in der Vergangenheit zu den Gesamtschulgegnern gehörte, kam zuletzt die Aussage, dass man sich natürlich dem Elternwillen beugen werde. Davon ist inzwischen wenig zu spüren.

Seit sieben Jahren klafft in der Mettmanner Schullandschaft eine Lücke

2013 wurde das Auslaufen der Hauptschule beschlossen. Auch wenn sich damals viele Eltern schon eine Gesamtschule wünschten, sollte eine Sekundarschule an die Stelle der Hauptschule treten. Der erteilten die Mettmanner Eltern offensichtlich schon vor dem Start eine Absage: Die notwendige Zahl der Anmeldungen kam nicht zu Stande. Seitdem müssen viele Schüler auspendeln. Jedes Jahr kommen zwei bis drei neue Klassen hinzu, denn so viele Schüler finden keinen Platz in einer weiterführenden Schule in Mettmann. Der neue Schulentwicklungsplan prognostiziert sogar, dass die Zahl der jährlich neuen Auspendler auf die Stärke von fünf Klassen pro Jahr anwachsen könne. Doch auch in den umliegenden Städten wachsen die Schülerzahlen und die Frage danach, wann es überall zu eng wird, liegt nahe.

Wie der ‘Schulkrimi’ in der kommenden Woche aus- oder vielleicht auch weitergeht, werden wir zeitnah nach der Sondersitzung des Mettmanner Rats berichten.

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