Vergiss mein nicht

Sie sind in den letzten sechs Jahren zusammengewachsen: Der Frauen-Seniorenclub "Vergiss mein nicht". Foto: Ria Garcia

Der blumige Name steht für einen Frauen-Senioren-Club, in dem Gedächtnistraining und regelmäßige Begegnung eine große Rolle spielen.

Unter dem Dach des IKZ Erkrath hat sich vor sechs Jahren ein Frauen-Senioren-Club gegründet. Vier Jahre lange wurden die Angebote öffentlich gefördert. Seit zwei Jahren trägt das IKZ den Club ehrenamtlich weiter. Die 25 Teilnehmer der Gruppe sind zwischen 55 und 84 Jahre alt. Zweimal im Monat treffen sie sich donnerstags in der Begegnungsstätte des Johanniter Haus in Hochdahl und das ist ein Glücksfall, denn nach dem Brand in der GGS Sandheide musste das IKZ kurzfristig neue Räume finden und die sind zu klein für den Club.

“Ich bin Marion Wippermann wirklich dankbar, dass wir den Raum für unsere Treffen nutzen dürfen”, erklärt Lilli Zhimarin. Die Clubmitglieder seien sehr in Sorge gewesen, dass die Treffen nicht mehr stattfinden können. Gerade haben sie sich kurz vor Weihnachten noch einmal zu einer Weihnachtsfeier zusammengefunden. Ein geschmückter Weihnachtsbaum steht im Raum und auch die Wände sind weihnachtlich dekoriert. Es gibt Kaffee, Kuchen und Gebäck. Fast bei jedem Treffen wird auch der Geburtstag eines Club-Mitglieds gefeiert und es gibt auch Geschenke. Das ist wichtig, der Club für viele längst zur Ersatzfamilie geworden. Von 25 Mitgliedern haben nur drei noch eine Familie um sich herum.

Wie alles begann

Vor sechs Jahren gründete sich der Club, weil es öffentliche Förderungen für Senioren-Projekte gab. Sie sind zusammengewachsen, haben regelmäßig gemeinsam Gedächtnistraining gemacht, üben sich auch in der deutschen Sprache, die die überwiegend Alleinstehenden Senioren allein für sich schnell vergessen. Elena Ikonnikova gehört auch zum Club. Selbst schon nicht mehr eine der Jüngsten, ist sie sprachlich ziemlich fit. Sie dichtet und schreibt und manchmal ist sie selbst Vortragende im Club oder trainiert mit den Frauen Deutsch. “Es gibt sogar Hausaufgaben”, verrät Lilli Zhimarin lächelnd und die seien bei den Seniorinnen – anders als zu Schulzeiten – beliebt. Manchmal kommt es vor, dass eine der Frauen beim Treffen gesteht, dass sie die Hausaufgaben nicht geschafft hat.

Fast jedes Treffen hat ein Thema und einen Vortragenden, meist ausgebildete Multiplikatoren. Themen sind ‘Identität’, ‘Medien’, ‘Gesundheit’ und auch ‘Selbstwertgefühl’. Es gibt Arbeits- und Informationsblätter dazu, die fleißig gesammelt werden, um sie zu Hause noch einmal in Ruhe durchzugehen. Der Club ist wichtiger Anlaufpunkt in den auch unverständliche Anschreiben von Ämtern mitgebracht werden. “Oft reicht die Zeit nicht und dann lade ich die Teilnehmerin in meine Bürostunden ein, um zu helfen”, verrät Lilli Zhimarin, wie wichtig der Club für die Teilnehmerinnen geworden ist.

Eine Teilnehmerin kommt regelmäßig, bringt aber ihren Mann mit. Er ist dement und für beide ist der Nachmittag im Club “Vergiss mein nicht” eine willkommene Abwechslung vom schwierigen Alltag. Eine Club-Mitglieder sind inzwischen alleine nicht mehr mobil. Als der Club noch gefördert wurde, gab es einen bezahlten Fahrdienst. Inzwischen versucht das IKZ auch die Fahrmöglichkeiten ehrenamtlich zu bewältigen, aber das reicht nicht immer und so kommt es vor, dass nicht alle an den Treffen teilnehmen können.

Die Zukunft für “Vergiss mein nicht”

Bis zum Brand in der GGS Sandheide hatte das IKZ seinen Standort in der Schmiedestraße. Im Rahmen des Projekts Soziale Stadt Sandheide hat sich das IKZ an den Treffen beteiligt, sich eingebracht, aber lange Zeit war unklar, wo das IKZ seinen Platz findet, wenn der Standort Schmiedestraße aufgegeben wird. “Herr Baumgarten vom SKFM hat sich für uns eingesetzt und inzwischen sieht es tatsächlich so aus, als wenn auch wir einen Platz im Forum Sandheide findet. Wir freuen uns sehr darüber und sind sehr dankbar dafür”, sagt Lilli Zhimarin über die Zukunftsaussichten des IKZ.

Wie die Zukunft des Seniorinnen-Clubs “Vergiss mein nicht” aussieht, ist dennoch unklar. Ehrenamtlich werden die regelmäßigen Treffen und Angebote aufrecht erhalten, aber mit nachlassender Mobilität wird es schwieriger den Seniorinnen die Teilnahme zu ermöglichen. Dass Weihnachtsfeiern, wie gerade in dieser Woche, stattfinden können, hat die Stiftung Abendsonne ermöglicht. “Ich bin Dr. Erhard Tönjes so dankbar, dass er uns hier unterstützt”, freut sich Lilli Zhimarin, dass auch nach dem Auslaufen der Förderung hier und da Unterstützung von außen kommt. Die Teilnehmerinnen selbst haben meist nur eine geringe oder gar keine Rente. Hängen von Grundsicherung oder Jobcenter ab und können selbst keinen Beitrag zum Club leisten. Einen Ausflug, wie in diesem Jahr zum Benrather Schloss samt einer Führung, kann die Mehrzahl der Seniorenclub-Teilnehmerinnen mit eigenem Beitrag nicht verwirklichen.

Den Seniorinnen-Club “Vergiss mein nicht” unterstützen

Für die Seniorinnen ist der Club “Vergiss mein nicht” zum Teil Familienersatz und zu einem wichtigen Begegnungspunkt geworden. Wer noch in Urlaub fahren kann, macht Bilder, die er den anderen präsentiert, damit sie teilhaben können. Teilhabe hängt hier künftig auch von der Mobilität der Teilnehmer ab und zum Teil wird es schon schwierig das im Ehrenamt noch zu ermöglichen.

Wer helfen will kann:

Spenden

Spenden unter dem Stichwort “Vergiss mein nicht” an

Integrations-Kulturzentrum e.V.
IBAN:
DE38 3015 0200 0002 0627 27

möglich.

Fahrdienste

Wer ehrenamtlich mit Fahrdiensten für wenig mobile Seniorinnen unterstützen mag, kann sich bei Lilli Zhimarin melden.

Kontakt:

Dipl.-Soz.päd. Lilli Zhimarin
Ehrenamtliche Leiterin des IKZ e.V. Erkrath.
Mobil: 0176 – 826 943 52
Email: Lilli.Zhimarin@ikz-kreis-me.de

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