„Überwältigt von Anteilnahme und Hilfe“

Walaika (l.) und Craig suchen noch Paten – und Mitglieder für den neu gegründeten Verein „Seniorpferde aktiv mit Kindern e.V.“. Foto: Nicole Marschall

Gerade frisch gegründet, um betagte, ehemalige Reithofpferde zu versorgen, muss der Verein „Seniorpferde aktiv mit Kindern e.V.“ nun zusätzlich mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie fertig werden. Doch die Welle der Anteilnahme und Unterstützung macht Mut und Hoffnung.

„Einfach nur ‘Danke’ zu sagen, reicht nicht aus, um das in Worte zu fassen, was uns in den letzten Tagen ‘passiert’ ist“, sagt Lydia Pache überwältigt von der großen Anteilnahme und Hilfsbereitschaft, die ihrem gerade frisch gegründeten Verein „Seniorpferde aktiv mit Kindern e.V.“ angesichts der Corona-Krise widerfahren ist: „Wir sind überglücklich, dass so viele Menschen uns die Sorgen für ein paar Wochen abgenommen haben – und das, obwohl aktuell wohl jeder von der schwierigen Situation selbst betroffen ist.“ Dank erster Spenden konnte der Verein das Heulager auffüllen, den dringend nötigen Pferdezahnarzt kommen lassen und Futterrechnungen bezahlen.

Als Lydia Pache aus Unterfeldhaus Ende letzten Jahres mit sechs Mitstreitern die Idee, einen Verein zur Versorgung ehemaliger Reitschulpferde zu gründen, in die Tat umsetzte, war das Corona-Virus SARS Covid-2 noch kein Thema. Die Situation auf dem Unterbacher Ponyhof Gut Rodeberg aber dennoch brenzlig: Ausreichend Geld für Futter, Pacht und Tierarztkosten zu erwirtschaften ist auf dem Hof aufgrund der Altersstruktur der dort lebenden Pferde und Ponys kaum mehr möglich Sieben der 14 Tiere sind bereits so alt, dass sie im Reitbetrieb und bei Reittherapien nicht mehr eingesetzt werden können. Und auch die anderen sind nur noch wenige Stunden „arbeitsfähig“, ein weiteres hoch betagtes Pony von inzwischen 45 Jahren ist vom Tierschutzverein Düsseldorf e.V. auf dem Hof untergebracht.

Die Gründungsmitglieder des Vereins Seniorpferde aktiv mit Kindern e.V. hatten daher nach einer nachhaltigen Lösung für die Versorgung der ehemaligen und zum Teil aus schlechter Haltung stammenden Reitschulpferde gesucht. „Viele Tiere werden als nutz- und wertlos abgestempelt und abgeschoben, wenn sie dem Menschen keinen ‘Ertrag’ mehr bringen. Auch alte Pferden und Ponys, die nur noch wenige Stunden im Reitunterricht eingesetzt werden können, ‘verschwinden’ in den meisten Reitschulen irgendwann“, erklärt Pache, die den Vorsitz des inzwischen im Vereinsregister eingetragenen und als gemeinnützig anerkannten Vereins übernommen hat: „Wir haben nach einer Lösung gesucht, die denjenigen Pferden, die sich aufgrund ihres Alters oder körperlicher Beschwerden ihren Lebensunterhalt nicht mehr selber verdienen können, einen gesicherten Ruhestand in ihrer gewohnten Herde ermöglicht. Denn genau das haben die Tiere verdient. Schließlich waren sie einst nicht nur die wichtigsten Mitarbeiter des Hofes, sondern haben als treue Partner und Freunde jahrelang viele Kinder glücklich gemacht. Und das können und sollen sie auch im Alter, ohne Reitunterricht, weiter tun. Unser Ziel ist es, zu zeigen, dass Alter Respekt verdient – egal ob bei Mensch oder Tier – und wenn etwas aufgrund des Alters nicht mehr zu 100 % möglich ist, ist das Leben immer noch genauso wertvoll und man kann Aufgaben finden, die Jung und Alt gemeinsam Spaß machen und miteinander verbinden.“

Für das letzte März-Wochenende war geplant, die Vereinsgründung mit einem großen Frühlingsfest auf Gut Rodeberg zu feiern. Dass das Fest ausfallen musste, war dabei noch das kleinere Übel, mit dem Verein und Ponyhof sich letztlich durch die Corona-Pandemie konfrontiert sahen: Wie alle Sportstätten wurde auch der Hof stillgelegt. Die ohnehin mageren Einnahmen sanken damit mit einem Schlag auf Null, der daraus resultierende Futternotstand stellte sich so drastisch dar wie nie zuvor. „Wir haben schon die ersten Kündigungen von den Eltern unserer Reitkinder erhalten, da die Leute jetzt selbst in einer Notsituation sind“, sagt Christina Helm, Inhaberin von Gut Rodeberg. Auch die tägliche Versorgung der Pferde ist durch das Corona-Virus erschwert. „Wir können nur eine Notversorgung nach Vorschrift machen“, so Helm. Für die Gründung des Vereins ist sie sehr dankbar und hofft, dass der Aufbau des Vereins trotz der schwierigen Zeiten gelingt. Die ersten Spenden machen Mut und Hoffnung.

Drei Pferdesenioren, die sich über Paten freuen (v.l.): Betty (45), Max (31) und der blinde Lou (21). Foto: Nicole Marschall

Vier betagte Pferdesenioren hat „Seniorpferde aktiv mit Kinder e.V.“ bereits von Gut Rodeberg übernommen: Craig, ein an COPD erkranktes Schottisches Highlandpony, den blinden Lou, seinen 31 Jahre alten Kumpel Max und Monty, ein ehemaliges Arbeitspferd aus Portugal. Ziel des Vereins ist es, alle 14 Tiere zu übernehmen. Damit die Pferde nicht nur übernommen, sondern auch dauerhaft versorgt werden können, ist der Verein auf Spenden und Patenschaften angewiesen. Denn allein für die Grundversorgung eines Pferdes – ohne Tierarzt- und Hufschmiedkosten – fallen monatlich rund 350 Euro an. „Es kann und darf nicht sein, dass Alt-sein mit nutzlos, wertlos und letztlich abgeschoben werden gleichgesetzt wird. In mehr als 17 Jahren hat Frau Helm durch ihre therapeutische Arbeit mit ihren Pferden weit über tausend Kindern zurück ins Leben geholfen. Nun brauchen genau diese Pferde und der Hof unsere Hilfe“, fasst Lydia Pache noch einmal zusammen: „Spenden und jegliche Art von Unterstützung hilft, dass auch nach dieser Krise Menschen und Pferde mit und ohne Handicap weiterhin auf Gut Rodeberg einen Platz finden werden.“

Infokasten:

Mitglied oder Pate werden

Wer den Verein „Seniorpferde aktiv mit Kindern e.V.“ unterstützen möchte, kann dies mit Spenden, als Mitglied, Pferdepate oder durch aktive Unterstützung auf dem Hof tun. Weitere Infos: www.seniorpferde-kinder.de

Spendenkonto

Kreissparkasse Düsseldorf

IBAN DE54 3015 0200 0002 1489 63
BIC WELADED1KSD

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