Mein Leben in Zeiten von Corona

Innige Umarmungen sollten vorerst vermieden werden, wie hier mit meiner Mutter und meinem Bruder Foto: Marlene Biernat

Bis vor wenigen Wochen war die Gefahr um das Corona-Virus noch gefühlt Lichtjahre entfernt. Natürlich hat man mit den Asianten gelitten, sich in den Nachrichten die Situationen vor Ort angeguckt. Aber –Hand aufs Herz!- der Gedanke, dass auch uns dieses Schicksal ereilen würde, war nicht greifbar und ganz weit weg.

Als schließlich der erste Verdachtsfall in Kreis Mettmann bekannt wurde, ging dann doch alles ganz schnell. Die Zahl der Verdachtsfälle und Erkrankungen stiegt zusehends an, Angst und Sorgen machten sich in den Sozialen Medien breit.

Und wurde zu Wochenbeginn noch hinter vorgehaltener Hand über Veranstaltungsabsagen gelacht, lässt sich auf unserer Seite seit Mittwoch beinah kaum mehr ein anderes Thema finden. Irgendwie surreal.

Natürlich ist es gut und richtig, die Gefahr zu minimieren. Einschnitte in das private Leben schmerzen trotzdem. Nicht nur wegen der Gewissheit, dass gerade zahlreiche engagierten Menschen vor dem Ende einer lang geplanten Organisationszeit stehen. Die Theatergruppe Spotlight hat sich beispielsweise seit Monaten auf ihre Auftritte vorbereitet. Und auch Ausflüge und Treffen mit lieben Freunden fallen der Reihe nach ins Wasser.

Gestern Abend beispielsweise hat sich mein Mädels- Stammtisch das erste Mal seit Gründung vor sieben Jahren nicht getroffen. Die Sorge um eine Ansteckung war zu groß. Und auch meine Flugreise nach Wien, die ich eigentlich im April mit meiner 79-jährigen Oma angehen wollte, habe ich heute storniert. Da geht die Sicherheit ganz klar vor!

Meinen Bekannten hat es noch schlimmer erwischt: Er wollte mit seiner Freundin über Singapur nach Malaysia fliegen. Singapur hat ein Einreiseverbot verhängt, die Reise wurde gestrichen. Dabei war sie von langer Hand geplant.

Eine weitere Bekannte sitzt gerade zerknirscht zuhause, sie sollte in der kommenden Woche für einen Job nach Amerika fliegen. Auch hier die gleiche Situation: Europäer sind dort nicht mehr willkommen, die Grenzen sind zu!

Meine beste Freundin ist Krankenschwester in der Uni Düsseldorf, ihr Sohn geht in die Kita. Bei ihr schlagen zwei Herzen in einer Brust: Mutter und Pflegerin. Wie wird sie sich verhalten, wenn auch die Kitas vorsorglich schließen? Ich glaube, dann muss die Patentante (ich) einspringen.

Der Skiurlaub meines Onkels wurde ebenfalls gestrichen. Die Mitteilung des Reiseveranstalters war kurz, aber aussagekräftig: Die Skisaison für diese Saison ist beendet.

Das Thema Corona ist allgegenwärtig. Bei einem Interview in der Mettmanner Innenstadt beklagte gestern die anwesende Gastronomin, dass der Besucherzulauf seit Karneval stetig abnimmt. Seit dieser Zeit sitzt sie tagsüber „nur noch rum“. Den umliegenden Kollegen geht es ähnlich. Lediglich der lokale Einzelhandel- zumindest im Versorgungssektor- scheint aktuell zu boomen (Nudeln und Toilettenpapier sind hoch im Kurs).

An dieser Stelle sei gesagt, dass dies zwar ein Querschnitt meines aktuellen Umfelds wiederspiegelt, ich aber in keiner Weise das Engagement der Menschen schmälern möchte, die sich tagtäglich mit der Thematik auseinandersetzen und Lösungen schaffen. Danke an alle Pfleger, Ärzte, unserem Krisenstäbe auf kommunaler, Kreis- und Landesebene.

Herzlich, Eure Tanja. (PS: Bleibt gesund!)

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