Integration ist ein fortlaufender Prozess

Sonja Maria Thompson und Dieter Thelen vom Freundeskreis für Flüchtlinge stöbern gerne in alten Zeitungsartikeln Foto:tb

Am 14. August 2015, also vor etwas über vier Jahren, stellte eine Welle an Flüchtlingen die Stadt Erkrath vor zuvor unbekannte Aufgaben und Herausforderungen. In dieser Zeit haben sich etliche ehrenamtliche Helfer hervorgetan, Erstlingsunterkünfte eingerichtet, Kleidung und lebensnotwendige Utensilien zusammengetragen.

Dieter Thelen, Vorstandsmitglied des Freundeskreises für Erkrath e.V., lässt in einem Gespräch die vergangenen vier Jahre Revue passieren und sieht sich heute einer gut aufgestellten Organisation gegenübergestellt, die das Leben der Flüchtlinge, die hundertfach ihren Weg in die Neandertalstadt fanden, grundlegend verändert und verbessert hat. „Ich erinnere mich noch an die beiden Tage, als wir das Bürgerhaus Hochdahl als Notunterkunft herrichten mussten und an einem Nachmittag 150 Menschen zu uns kamen“, so Thelen, der gemeinsam mit weiteren Helfern, aber auch dem DRK, der Stadt Erkrath und der Feuerwehr eine zumindest für den Anfang annehmliche Wohnsituation schaffte. Seitdem sind die Mitglieder des Freundeskreises in vielen Bereichen rührig geworden, haben Sprachangebote vermittelt, helfen bei bürokratischen Fragen oder unterstützen einfach nur die Netzwerkbildung der Neubürger.

„Integration ist für uns ein fortlaufender Prozess, keine einmalige Hilfeleistung.“ Und so hat sich der Verein 2017 mit der Begegnungsstätte „Hand in Hand“ am Europaplatz (Beckhauser Straße 16G) in Hochdahl einen Treffpunkt für Menschen aus Erkrath geschaffen. Schon längst zählt zur Integration nicht mehr nur der „Flüchtling“. „Alle Menschen sind bei uns herzlich willkommen. Hier wird allen Erkrathern gleichermaßen geholfen.“ Die Notwenigkeit der Hilfestellungen hat sich in den vergangenen Jahren natürlich deutlich geändert. Waren es primär die materiellen Dinge die fehlten, zählt heute umso mehr der ideelle Wert der Hilfeleistung. So mahlen für Dieter Thelen besonders die bürokratischen Mühlen erschreckend langsam. „Wir haben keine Flüchtlingskrise, sondern eine Verwaltungskrise.“ Als Beispiel nennt er dafür mitunter das fehlende WLAN in den noch immer stark besetzten Unterkünften. „Seit Jahren bitten wir darum, das Internet für diese Einrichtungen freizustellen. Das hätte gleich mehrere Vorteile, können sich die Flüchtlinge auf diese Weise doch selbst um Wohnraum und Arbeit bemühen.“

Fehlender Wohnraum stellt ein weiteres Ärgernis für den Vorsitzenden dar. Besonders Großfamilien mit mehreren Kindern und Singles finden in Erkrath keine geeignete Wohnung. „Das Problem war auch vor vier Jahren schon bekannt. Warum hat man nicht direkt neu gebaut“, fragt sich Dieter Thelen, der sich beinah täglich die Sorgen der Menschen anhört, die sich noch immer in den Unterkünften befinden. „Dort leben Familien teilweise auf 15 Quadratmeter, ohne eigener Küche oder Bad. Und das zum Teil sogar seit Beginn des Flüchtlingsstroms 2015.“

Dass man jede Situation individuell betrachten muss und keine Pauschallösung für alle Personen geschaffen werden kann, erläutert Dieter Thelen anhand einer jungen Mutter, die auf Grund der Betreuung ihrer Kinder kein Sprachangebot wahrnehmen kann. „Hier müssten passende Angebote für Betreuung geschaffen werden. Die Sprache ist und bleibt der Schlüssel zu einer gelungenen Integration.“ Sich mit den Gegebenheiten zufrieden geben, kommt für die mittlerweile 63 Mitglieder des Freundeskreises für Flüchtlinge nicht in Frage. Und so wird nicht nur Dieter Thelen regelmäßig mit seinen Anliegen bei der Verwaltung vorsprechen. „Wir sammeln derzeit Unterschriften für die Installierung des WLANs und werden diese zeitnah übergeben“, bestätigt auch Vereinsmitglied Sonja Maria Thompson, die seit vier Jahren Netzwerktreffen veranstaltet und das Vereinsleben aktiv mitgestaltet.

Info:

Am 8. September 1986 fand das erste Treffen des Freundeskreises für Flüchtlinge statt. Die Mitglieder hatten vor über 30 Jahren dasselbe Ziel wie heute: Die Integration von Flüchtlingen und Asylsuchenden. Damals fanden sich 23 Interessierte, die den Zusammenschluss durch praktische Hilfeleistungen und Beratungen unterstützten. Heute zählt der Verein 63 Mitglieder. Näheres zur Historie und Informationen rund um das Engagement des Vereins unter www.freundeskreis-fluechtlinge-erkrath.de. n

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