Impfmobil mach Halt in Hochdahl

Impfmobil | Foto: SK

Am Donnerstag war das DRK des Kreis Mettmann mit einem mobilen Impf-Team vor Ort und impfte bis abends 62 Personen.

Vormittags herrschte noch eine geringe Nachfrage, das Impfangebot vor Ort am unteren Teil des Marktes an der Karschhauser Straße zu besuchen. Die vier DRK-Mitarbeiter, die gemeinsam mit Thorsten Schuh von der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Nordrhein auf „Kundschaft“ warteten, wussten zu berichten, dass besonders die Älteren, die sie ansprachen beziehungsweise die sich erkundigten, was es mit Fahrzeug und Anhänger des DRK auf sich hätte, bereits zweimal geimpft seien. „Leider spürt man aber auch eine gewisse Impfmüdigkeit wie allgemein in Deutschland“, so Schuh, der diese Tatsache mit Besorgnis sieht: „Mit rund 45 Prozent bei den Erst- und einer noch geringeren bei den Zweitimpfungen sind wir von einer Durchimpfung der Gesamtbevölkerung noch weit entfernt“, so Schuh, der den Begriff „Herdenimmunität“ nicht benutzt, „weil er nicht trifft, was wir erreichen wollen, nämlich eine Impfquote von etwa 85%“, so der KV-Mitarbeiter. Auch treibt ihn die Tatsache um, dass zum 30. September dieses Jahres alle Impfzentren schließen werden. „Das ist aus meiner Sicht keine gute Entscheidung, Die Strukturen in den Impfzentren sind so gut eingespielt und das Impfen geht dort effektiv und für die Impflinge perfekt organisiert vor sich“, so der Experte, der sonst auch im Impfzentrum des Kreises im TimoCom Gebäude an der Hochdahler Straße tätig ist. Seiner Meinung nach hätten Hausarztpraxen keine ausreichende Kapazität, um diese Lücke zu schließen: „Wir haben schon bis zu 2.500 Personen an einem Tag geimpft“, so Schuh nicht ohne Stolz.

Nachmittags stieg die Nachfrage   

 „Als ich meinen Kollegen um 13 Uhr abgelöst habe, ist mein Mann erst einmal wie ein ‚Marktschreier‘ über den Markt gelaufen und hat die Menschen direkt angesprochen, ob sie schon geimpft seien und wenn nicht, ob sie das direkt nachholen wollen“, erzählt Annette Kirchhoff, die mit ihrem Mann die gleichnamige chirurgische Praxis in Erkrath betreibt und sich seit dem Beginn der COVID 19-Pandemie bei deren Bekämpfung engagiert. So hat sie schon mehrfach an mobilen Impfaktionen, auch in Erkrath an den Flüchtlingsunterkünften oder bei denen für Schul- und Kita-Mitarbeitern, teilgenommen. Auch in Sachen Testung ist die Medizinerin engagiert. Sie betreibt ein Testzentrum im Bürgerhaus Hochdahl. „Jetzt am Nachmittag sind wir sehr zufrieden mit der Nachfrage“, so Kirchhoff, die berichtet, dass hauptsächlich der Impfstoff von Johnson & Johnson verimpft wird, da dieser nur eine Impfung erfordere.

Einmal-Impfstoff von Johnson & Johnson oder BioNTech zur Auswahl

Den Einmal-Impfstoff möchte auch das junge Ehepaar erhalten, das kurz vor Ende der Aktion mit ihren beiden Söhnen, die das Anmeldeprocedere neugierig verfolgen, vorbeikommen. „Eigentlich sind wir ja so gar nicht für das Impfen, zumindest nicht gegen Corona. Noch kann man ja nicht abschätzen, ob Langzeit-Nebenwirkungen eintreten werden,“ so die junge Mutter, die sich und ihre Jungen sonst schon impfen lässt. Ihr Ehemann ergänzt, was die Entscheidung pro Impfen dann beeinflusst hat: „Man wird ja durch die Einschränkungen, die man als nicht Geimpfte hat, irgendwie schon zu diesem Schritt gezwungen“. Beide kommen nach der Impfung einigermaßen beruhigt wieder heraus und stellen fest, dass nur die Impfstelle ein wenig schmerzt. „Jetzt können wir in den Urlaub“, so die Beiden. Mit der Ermahnung durch eine der DRK-Mitarbeiterinnen versehen, die kommenden zwei Tage sich körperlich nicht so sehr anzustrengen und keinen oder sehr wenig Alkohol zu trinken machen sie sich auf den Nachhause-Weg.

„Auch Außergewöhnliches wird möglich gemacht“

„Als ich in der vergangenen Woche bei der mobilen Impfung vor der Moschee in Hilden dabei war, hat mich ein Taxi-Fahrer angesprochen, ob ich vielleicht auch in seinem Fahrzeug impfen würde,“ erzählt die engagierte Ärztin. „Er kennen jungen Mann, der an Autismus leide, und nicht ins Impfzentrum oder zu einem Arzt gehen würde, wie die Mutter ihm verzweifelt erzählt hat. Die drei sind nun hier und ich gehe den jungen Mann dann mal impfen“, erzählt sie im Gehen, tritt an das Taxi, spricht ruhig auf den Impfling ein und impft ihn durch das geöffnete Rückfenster. Den der Dank der überglücklichen Mutter an sie gibt sie an den Hildener Taxifahrer weiter. „Er hat das schließlich erst möglich gemacht.“ Der letzte Impfling des Tages möchte gern BioNTech erhalten, auch diesen Wunsch erfüllen Annette Kirchhoff und das eingespielte Team dem jungen Mann. Nächte Woche wird sie wieder mit unterwegs sein und, wie sie hofft, viele weitere Menschen an ihren Heimatort erreichen. „62 heute war schon  gut“, lautet ihr letztlich positives Fazit dieses Tages.

Kommentar von Susann Krüll: Ohne Frage ist es eine sinnvolle Aktion, mit dem Impfmobil dort hinzufahren, wo viele Menschen nahe ihres Heimatsortes geimpft werden können, beim Besuch der Moschee, wie in Hilden, oder beim Besuch des Wochenmarkts wie in Erkrath-Hochdahl. Information und Werbung findet die Verfasserin allerdings verbesserungswürdig. Die Schilder, die auf den Standort des DRK-Impfmobils hinwiesen, waren mit dem DIN-A4 Format doch recht klein. Banner oder Aufsteller könnten helfen, die zu informieren, die nicht nachgefragt oder aus der Presse von dem „mobilen Impftermin“ wussten und sich auch nicht die Mühe des Nachfragens am Mobil gemacht haben. Dann wären es vielleicht noch mehr als 62 Menschen gewesen, die sich spontan zu einer Impfung entschieden hätten.

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