Der Bürgermeister der Zukunft?

SPD- Bürgermeisterkandidat Jörg Schintze / Foto: Bildwerk

Gemeinsam mit den drei Bürgermeisterkandidaten Jörg Schintze (SPD), Christoph Schultz (CDU) und Peter Knitsch (Bündis 90/Die Grünen) haben wir einen sinnbildlichen Blick in die Glaskugel gewagt. Mit fünf Fragen möchten wir die Zukunft der Stadt Erkrath beleuchten.

Unser letzter Kandidat für das Amt des Bürgermeisters ist Jörg Schintze von der SPD. Er möchte sich für praktische Politik einsetzen, bei der die Bürger mitbestimmen können.

Wo sehen Sie Erkrath in fünf Jahren?

Ich wünsche mir eine Stadt, in der alle Kinder und Jugendlichen Zugang zu hochwertiger Betreuung und Bildung haben, die ihre Möglichkeiten ausnutzt, Ungleichheiten zu beseitigen, in der Wohnraum, insbesondere für junge Familien und bezahlbar ist, mit einer Energieversorgung, die klimaneutral und erschwinglich ist.

Die sozialen Unterschiede in dieser Stadt dürfen nicht zu einer Aufspaltung der Gesellschaft in arm und reich führen. Ich möchte, dass Erkrath neue Unternehmungsansiedlungen aktiv fördert, um den Menschen hier Bildungs- und Berufschancen zu eröffnen. Ich möchte eine Wirtschaftspolitik, die neue zukunftsorientierte und nachhaltig wirtschaftende Unternehmen nach Erkrath holt. Die Produktion vor Ort muss an Bedeutung gewinnen. Die Zukunft wird z. B. solchen Unternehmen gehören, die Handwerk und Digitalisierung kombinieren und dadurch in der Lage sind, Kundenwünsche umzusetzen. Solche Arbeitsplätze will ich nach Erkrath holen. Erkrath soll für die Menschen, die hier leben, Heimat und Arbeitsplatz gleichermaßen sein. Der hiermit verbundene Vorteil von kurzen Wegen zum Arbeitsplatz ist auch ein ökologischer Vorteil.

Das Durchschnittsalter der Bevölkerung in Erkrath ist höher als in den anderen Städten des Kreises. Das bedeutet, dass Politik die Bedürfnisse einer älter werdenden Gesellschaft mehr in den Blick nehmen muss. Gleichzeitig muss aber die Stadt Erkrath natürlich auch für junge Menschen attraktiver werden. Deshalb brauchen wir weitere Investitionen in den Wohnungsbau, in Bildungsangebote und in die Infrastruktur.

Wie möchten Sie den städtischen Haushalt stabilisieren? Wann kann Erkrath schuldenfrei sein?

Eine attraktive Stadt gibt es nicht zum Nulltarif. Eine gut ausgestattete Verwaltung, befahrbare Straßen und  Wege sowie gute Schulen und Kindergärten kosten Geld.

Derzeit sind wir nicht in der Lage, auch nur ansatzweise die finanziellen Folgen der Corona-Pandemie abzusehen. Erkrath hat sehr lange gebraucht, um die Folgen der letzten Finanzkrise zu bewältigen. Ich persönlich rechne damit, dass die Folgen der jetzigen Krise im Vergleich dazu um einiges größer sind und  den städtischen Haushalt noch lange belasten werden. Deshalb werden wir zukünftig bei den Ausgaben noch mehr mit spitzem Bleistift rechnen.

Die schwarze Null ist für mich kein Dogma. Die Aufnahme von Krediten ist aus meiner Sicht dann gerechtfertigt, wenn die Kreditaufnahme Investitionen in die Zukunft dient.

Die Modernisierung und der Bau der Schulen, die Sanierung der Infrastruktur, sowie die Ausgaben im Bildungsbereich führen zwar auf den ersten Blick zu neuen Schulden. Die führen aber zu dauerhaft geschaffenen Werten, von denen alle profitieren.

Der städtische Haushalt hat nur zwei Stellschrauben: Einnahmen erhöhen und/oder Ausgaben senken. Steuererhöhungen schließe ich aus. Um die Einnahmen zu erhöhen. Können wir neue Mitbürger*innen und Unternehmen nach Erkrath holen und ansässige Firmen stärken. Die Stadt muss den in Erkrath tätigen Unternehmen Expansionsmöglichkeiten eröffnen und weitere Firmen für den Standort Erkrath zu begeistern. Neben einem ausreichenden Flächenangebot bedarf es einer schnellen und kompetenten Verwaltung mit „Behördenlotsen“ umfassend digitalisierten kommunalen.

Die Digitalisierung darf aber nicht zum Ziel haben, die Anzahl der städtischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu reduzieren. Die Kommunen haben sich in den letzten Jahren im personellen Bereich förmlich bis an die untere Leistungsgrenze kaputtgespart. Eine gute Verwaltung ist wichtig und kostet Geld. Deshalb dürfen Effizienzsteigerungen als Folge der Digitalisierung nicht zu einem Personalabbau, sondern zu einer Umstrukturierung und zur Verbesserung des kommunalen Dienstleistungsangebotes führen.

Wie sieht die Verwaltungsarbeit der Zukunft aus?

In technischer Hinsicht wird sie digitaler werden. Es wird sich damit die Frage stellen, ob nicht mehr Arbeit von zuhause aus erledigt werden kann. Ich möchte aber keine Verwaltung, die aus Einzelkämpfern bzw. Einzelkämpferinnen vor Ort besteht. Ein gutes Arbeitsumfeld erfordert auch, dass die Kommunikation in der Behörde bestehen bleibt. Wichtig ist, dass die Verwaltung im Bereich von Routinearbeiten entlastet wird und, dass Verwaltungstätigkeiten nicht zwingend den Gang zum Rathaus erfordern. Viele Anträge können auch digital gestellt und erledigt werden. Die hierdurch gewonnenen Freiräume können zu einer besseren Beratung der Bürgerinnen und Bürger und zur Verbesserung des Serviceangebotes genutzt werden.

Wie interpretieren Sie „Zukunft“ in Bezug auf die Stadt Erkrath?

Wichtig ist, dass wir uns Ziele für die Zukunft setzen. Nur wer Ziele setzt, weiß wohin er will. So gestalten wir Zukunft. Es geht darum, jetzt die Weichen für zukünftige Entwicklungen zu stellen. Ich habe den Mut, Ziele zu setzen und aktuelle oder vorsehbare Aufgaben wie den Klimawandel und die demographischen Fragen anzupacken. Ich will die Zukunft aktiv gestalten.

Angenommen, Sie werden Bürgermeister: Worauf freuen Sie sich zukünftig?

Ich freue mich auf die neuen Aufgaben. Ich will, dass die Menschen in Erkrath mit der Politik und der Verwaltung stärker ins Gespräch kommen. Ich möchte in Erkrath eine neue Form der Kommunikationskultur einführen. Die Menschen in dieser Stadt sollen nicht regiert werden, sondern mitbestimmen, wie kommunale Politik praktisch aussehen soll. Das ist mehr als nur das Kreuz am Wahlsonntag. Die Einwohner einer Stadt dürfen nicht das Gefühl haben, ihre Probleme werden nicht ernst genommen.

Diesen Prozess eines besseren, konstruktiveren Zusammenwirkens in Gang zu setzen und aktiv zu begleiten, ist eine Herausforderung auf die ich mich besonders freue.

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