CDU Erkrath: Virtueller Neujahrsempfang

NRW Verkehrsminister Henrik Wüst im Online-Neujahrsempfang der CDU Erkrath/ Screenshot Tanja Bamme

Es war ein Termin, der in die Geschichte eingehen wird. Die CDU Erkrath lud heute Morgen zum ersten, Corona-konformen digitalen Neujahrsempfang ein.

Corona war auch das allbestimmende Thema des Jahresempfangs, wie bereits Vorsitzender und Landtagsabgeordneter Christian Untrieser eingangs mit seinem kurzen Grußwort veranschaulichte. Knapp 20 Anwesende nahmen an der Zoom-Veranstaltung teil, nochmal so viele Gäste konnten auf dem Facebook-Kanal begrüßt werden. „Nachdem wir letztes Jahr noch in großer Runde mit rund 100 Gästen gefeiert haben, ist dieses Mal alles anders“, so Untrieser, der von Zumutung in vielerlei Hinsicht sprach. „Zumutung für die Wirtschaft, aus bildungspolitischer Sicht, aber auch in Bezug auf den sozialen Aspekt“, fasst der Vorsitzende die Situation zusammen. Hoffnung sieht er hingegen in den bevorstehenden Impfterminen, die trotz aller Probleme bereits mit zweidrittel der Ü80-jährigen Bevölkerung vereinbart werden konnten. „Die Terminvergabe hätte anders laufen können, aber diesen Prozess als Versagen abzutun, halte ich für falsch“, so Untrieser weiter, der sich besonders an die Mitarbeiter der Kreisverwaltung wendet. „Diese tun mir Leid, weil sie sich mit so vielen Beschwerden auseinandersetzen mussten.“ Den Hut zieht der Landtagsabgeordnete hingegen vor der Wissenschaft, die nach nur einem Jahr drei Impfstoffe auf den Weg gebracht hat.

„Das Kommunizieren ist entglitten!“

Bürgermeister Christoph Schultz brach die Probleme der Corona-Krise aus kommunale Ebene herunter. „Das letzte Jahr war schwer, aber wir sind noch mit einem blauen Auge davongekommen“, war sich dieser sicher. Die Kommunalwahl konnte auf Grund des zu dieser Zeit niedrigen Infektionsgeschehens noch halbwegs „normal“ durchgeführt werden. „Und die Bürger haben gezeigt, dass sie mit unserer Arbeit zufrieden waren“, zeigte sich Schultz dankbar. „Wir sind bürgernah und nehmen die Sorgen der Menschen ernst, das haben die Wähler erkannt.“ Ein Versprechen der Kommunalwahl, das Stadtbild sauberer zu gestalten, hält Christoph Schultz bereits mit einem Stellenzuwachs von sechs neuen Mitarbeitern im Bereich Bauhof ein.

Corona-bedingte Umstrukturierungen gab es auch in der Verwaltung. Gut 40 Prozent der Mitarbeiter haben die Möglichkeit im Homeoffice zu arbeiten. Sorgenvoll blickt der Bürgermeister hingegen in Richtung Innenstädte. „Wie sehen diese in der Zukunft aus“, fragt sich Schultz und gab gleichzeitig zu bedenken, dass die Krise zahlreiche Branchen hart trifft. „Viele Menschen fragen sich, ob die harten Regelungen noch gerechtfertigt sind. Ich bin froh, dass ich diesbezüglich kein Entscheidungsträger bin“, gab der Bürgermeister an und lenkte sein Blick in Richtung Kreisverwaltung. „Der Kreis Mettmann hat viel geleistet“, so Schultz, der jedoch harsche Kritik an Bund und der EU-Kommission übte. „Das Kommunizieren ist entglitten. Es muss auch kommuniziert werden, dass etwas schief gelaufen ist“, zeigte sich Schultz in Bezug auf den fehlenden Impfstoff entrüstet.

Dass die Infrastrukturprojekte der Stadt Erkrath noch immer „gewaltig“ sind, gab Christoph Schultz zum Ende seines Grußwortes an. Das Thema Wimmersberg, aber auch der Campus Sandheide sind wahre Mammutprojekte. Die Übergabe des neuen Feuerwehrgerätehauses hat hingegen im vergangenen Jahr unter Corona-Regeln stattgefunden. „Und auch am Stadtweiher hat sich mit der Entschlammung etwas getan“, so Schultz abschließend.

„Was sich die EU-Kommission leistet, ist der Hammer!“

Der Kreistag hat sich im vergangenen Jahr ebenfalls neu konstituiert. Landrat Thomas Hendele, der mit überwältigender Mehrheit wieder in sein Amt gewählt wurde, nahm die Einladung zum Online-Empfang ebenfalls gerne an. Einen Dank an das Land NRW richtete er in seinem Grußwort besonders in finanzieller Hinsicht. Dass die Städte Gelder erhielten, die Corona-bedingte Verluste verringern, hat auch der Kreiskasse geholfen. „Wir haben noch 9,3 Millionen Corona-bedingte Aufwendungen und müssen abwarten, ob wir diese 2024 einmalig abschreiben oder auf 50 Jahre ziehen“, so Hendele erklärend. Mit der Kreisleitstelle hat der Kreis Mettmann ein großes Bauprojekt beinah abgeschlossen. Im April werden bereits die Feuerwehrschule sowie die Feuerwehr einziehen, die Leistelle soll folgen.

Einen besonderen Dank richtet der Landrat in seiner Ansprache zudem an all die Menschen, die „Corona die Stirn bieten“ und in Pflegeeinrichtungen und den Krankenhäusern arbeiten. „Erstmalig seit Oktober ist die Inzidenz mit einem Wert von 92,5 wieder unter 100“, so Hendele. „Wir machen das in der Region sehr gut.“ Kritik am Impfablauf gab es von Seiten des Landrats trotzdem. „Das Destaster mit dem Impfstoff kann ich nicht nachvollziehen. Seit zwei Monaten halten wir ein Impfzentrum vor und können es nicht nutzen. Was sich die EU-Kommission da geleistet hat, ist der Hammer.“ Selbst greift Landrat Hendele zudem seit Montag regelmäßig zum Hörer, um verärgerte Bürger zu beruhigen. „Da sind strukturelle Fehler bei der Vergabe gelaufen. Die sozialen Dienste, die sich um ihre Senioren kümmern, sind ebenfalls nicht durchgekommen“, ärgert sich Hendele, der auch in Hinblick auf die Schulen und Kitas auf eine baldige Problemlösung hofft. „Nach unseren Erkenntnissen sind die Schulen kein Hotspot, ab dem 15. Februar sollten diese Einrichtungen wieder öffnen.“

„Kinder haben seit einem Jahr keine normale Kindheit mehr!“

Für Michaela Noll war es der letzte CDU-Neujahrsempfang in ihrer Funktion als Bundestagsabgeordnete. Zur kommenden Bundestagswahl wird sich die Politikerin nach 19 Jahren nicht wieder zur Wahl stellen. Über ihre Nachfolge wird zeitnah eine CDU Mitgliederversammlung entscheiden, die Aufstellungsversammlung wiederum erfolgt am 11. März. „Das ist ein bewegender Moment für mich und es ist sehr schade, dass der Empfang nur online stattfindet“, so Michaela Noll, die besonders den persönlichen Austausch mit anderen Mitgliedern schätzt. „Ich bedanke mich bei der CDU Erkrath, die mir in all den Jahren den Rücken gestärkt hat. Das ist nicht selbstverständlich.“ Auch richtet sich ihr Dank an die Familien, die diese Corona-Herausforderungen gemeinsam stemmen. „Wir dürfen nicht vergessen, dass die Kinder seit einem Jahr keine normale Kindheit mehr haben und hoffe, dass bald wieder die Normalität einkehrt.“

Das „Digitale Ticket“ kommt

Als Ehrengast konnte die CDU Erkrath den Verkehrsminister des Landes NRW, Henrik Wüst als Redner begrüßen. „Wir sind noch mitten drin in der Krise“, gab er zu Beginn seiner knapp 30-minütigen Rede zu bedenken und pflichtete indes seinem Vorredner Thomas Hendele bei, so schnell wie möglich die Schulen wieder zu öffnen. Vorsicht sei aber besonders bei der Virus-Mutation geboten, die schon in rund 100 Landkreisen nachgewiesen wurde. „Die Krise ist keine Zeit der Visionen, wir können froh sein wenn wir einen Plan haben“, sprach er in die Reihen der Zuhörer an den heimischen Bildschirmen. Dass im Frühjahr Menschen einsam in Altenheimen gestorben sind, so etwas „darf es nicht noch einmal geben“, versicherte der Minister und ergänzte, dass NRW das erste Land sei, dass bis Ende dieser Woche alle Altenheime „durchgeimpft“ hat. „Zumindest diejenigen, die es wollten.“

Dass Thema Mobilität in der Corona-Krise anzugehen, passt zunächst einmal nicht zusammen. Und doch gibt es im Wirkungsbereich des Ministers eine Menge Aufgaben. Darunter der Ausbau des Radwegenetzes, das in den vergangenen vier Jahren um 500 Kilometer gewachsen ist. Und auch das „Digitale Ticket“ soll kommen und somit die Grenzen zwischen den Verkehrsverbunden und den einzelnen Preisunterschieden aufheben. 40 Milliarden Euro sollen für die Infrastruktur bis 2035 ausgegeben werden. „Wenn man den Glasfaserausbau dazu nimmt, dann reden wir von 50 Milliarden Euro“, so Wüst weiter. Fragen aus dem virtuellen Publikum gab es ebenfalls. So wollte CDU-Mitglied Jan Wiertz wissen, welche Vorteile Erkrath daraus ziehen könne, sollte Düsseldorf 2032 Austragungsort für die Olympischen Spiele werden. Konkrete Pläne gab es von Henrik Wüst zwar keine, dafür aber erste Ideen von Park&Ride- Parkplätzen mit passender Schnellbusanbindung.

Wissenswertes: Abschließend gab es noch eine weitere Premiere- Die Ehrungen der Jubilare fand ebenfalls online statt. Für 25 Jahre Parteizugehörigkeit wurden Petra Hosse, Wilfried Freund und Volker Auer geehrt. Thomas Dregger- der aus der Schweiz zugeschaltet war- kommt bereits auf 40 Jahre Mitgliedschaft. Ihn hat in diesem Jahr lediglich eine Person übertrumpft: Jürgen Mennenöh blickt bereits auf 50 Jahre Mitgliedschaft zurück. Urkunden und Ehrennadeln sollen zeitnah persönlich überbracht werden. Im letzten Jahr konnte sich die CDU Erkrath zudem über acht neue Mitglieder freuen.

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