Bahnverkehr bald zuverlässiger?

Foto: Mottobild, pixabay.com/Didgeman

Über 70 Störungen bei den S- Bahnlinien 8 und 68 im Zeitraum von August bis November. Dieser Mängelliste saßen die Mitglieder des Ausschusses für Planung, Umwelt und Verkehr am gestrigen Abend gegenüber. Säuberlich dokumentiert von einem Erkrather Bahnfahrer.

Und in der Tat, es ist kein Geheimnis, dass die Zugverbindungen seit Jahren mangelbehaftet sind. Verspätungen, Totalausfälle oder fehlende Kapazitäten in den Fahrzeugen lassen sich zu Genüge in kurzer und längerer Historie finden. Für die Fraktion Bündnis 90/ Die Grünen ein Grund, dem Leiden der Erkrather Fahrgäste Abhilfe zu schaffen. Sie beantragten daher anlässlich der gestrigen PLUV- Sitzung die Prüfung der Kündigungsmöglichkeit des Vertrags zwischen dem Verkehrsverbund Rhein- Ruhr (VRR) und dem Unternehmen DB Regio über die Verkehrsleistung der beiden S- Bahnlinien 8 und 68.

Des Weiteren sollen Leistungen einer Entschädigung für betroffene Zugfahrkateninhaber aufgrund der über Jahre anhaltenden mangelhaften Leistungen geltend gemacht werden. „Wir dürfen die Hände nicht nur in den Schoß legen“, mahnt Grünen- Ausschussmitglied Peter Knitsch. „Die Bahn sollte eine attraktive Alternative zum Auto darstellen, was bei über 7.000 Pendlern von Erkrath nach Düsseldorf auch sinnvoll ist. Die Argumente werden jedoch dünn, wenn die Bahn nicht funktioniert.“ Dass nach der dauerhaft schlechten Leistung letztlich sogar die Preise erhöht wurden, grenzt für Knitsch an eine Unverschämtheit. „Wir müssen den Druck erhöhen.“

Der Vertrag zwischen dem VRR und DB Regio wurde bereits 2014 geschlossen und soll noch bis 2028 anhalten. Für Uli Schimschock (SPD) ebenfalls ein Grund, das Dienstleistungsunternehmen DB Regio zeitnah aufzurütteln. In Anlehnung an den Grünen- Antrag fordern die Sozialdemokraten größere Fahrzeuge mit mehr Platzkapazität für Fahrgäste. „Die seit Dezember 2014 eingesetzten dreiteiligen Fahrzeuge sind leider sehr störanfällig und haben ein zu geringes Platzangebot. Dieselbe Herstellerfirma bietet auch vierteilige Fahrzeuge an“, weiß Schimschock.

Dass die Situation unstrittig sei, gab auch die CDU zu, verwies aber ebenfalls darauf, dass es kaum Alternativen zu dem aktuellen Anbieter gibt. „Zudem ist der Schaden dreigeteilt. Nicht nur Kapazitätsprobleme werden immer wieder aufgeführt, auch Verspätungen und Totalausfälle sind leider an der Tagesordnung“, so die Christdemokraten, die sich den beiden Anträgen trotzdem anschlossen.

Bedenken äußerte Peter Knitsch zudem anlässlich der Situation um die S1 und S4. „Die DB Regio bedient die Strecken, obwohl die Ausschreibung des VRR längst an einen anderen Anbieter ging. Das könnte sich ebenfalls negativ auf die Leistungen der S8 und S68 auswirken.“

Der BmU ist das Problem ebenfalls seit Jahren ein Dorn im Auge. Vor Jahren hatten die Fraktionsmitglieder 1.600 Zugverbindung ausgewertet. „Mit dem Ergebnis, dass 60 Prozent der Züge verspätet ankamen oder ganz ausfielen“, erinnert sich Bernhard Osterwind. „Die Debatte führte dazu, dass der Versorgungsauftrag vom VRR schon einmal mit der DB Regio gekündigt wurde. Und wer bekam bei der Neuausschreibung den Zuschlag? DB Regio!“, weiß Osterwind, der das Problem ganz klar an der Privatisierung des ÖPNV ausmacht. „Es muss auf Landesebene etwas passieren.“ Mit dem Verweis seitens der CDU, dass größere Fahrzeuge nicht ausschließlich von einem bestimmten Unternehmen angeschafft werden dürfen, fiel das Ergebnis für beide Anträge einstimmig aus.

Anfang Dezember wird es ein Gespräch zwischen Bürgermeister Christoph Schultz, Kreisdirektor Martin Richter und dem Unternehmen DB Regio geben.

4 Kommentare

  1. Tja, wenn die Verbindung verlässlich nutzbarer würde, könnte das in der Tat eine Alternative zum Auto werden, je nach Taktung und Fahrzeiten außerhalb der Kernzeiten. Ich muss aber gestehen, dass ich nicht viel erwarte, wenn man sich die “Qualitätsoffensiven” der Bahn in den letzten Jahren hier ansieht – außer Ersatzbussen nix los…

  2. Ich fahre seit Jahren arbeitstäglich mit der S8 oder alternativ der S68, wenn diese denn fährt, aber die Zustände werden immer untragbarer. Keine Woche mehr an denen nicht an mehreren Tagen in der Woche die Bahnen ausfallen oder nur mit einem Wagen fahren und sich die Fahrgäste in völlig überfüllte Bahnen drängen müssen um nach einem Saunabesuch ihr Ziel zu erreichen. Und dass in Deutschland, einem so hochtechnisierten Land..
    Aber was will man machen? Den Unmut runter schlucken und weiterfahren denn das Auto ist auch keine große Alternative um in die City von Düsseldorf zu kommen. Und auf die Zukunft und eine Verbesserung der Situation hoffen. Vielleicht sollten die Entscheidungsträger mal einen Selbstversuch zu den Stoßzeiten machen um einmal hautnah zu erleben was Tausende von Fahrgästen regelmäßig zugemutet wird. Und endlich an einer Verbesserung der Lage zu arbeiten. Denn die Hoffnung stirbt bekanntlich zu letzt.

  3. Update: Heute morgen erst später unterwegs. Die S8 um 08:36 Uhr nehmen. Nur ein Wagen und rappelvoll. Dann noch eine Tür mit Störung. Und die S68 fährt nicht mehr. Danke DB Regio für wieder mal einen Saunabesuch am Morgen. So komme ich mal wieder durchgeschwitzt und hochmotiviert in die Arbeit. Was würde ich nur ohne Euch machen.

  4. Samstag , 30.11.2019, 21:00 Uhr, D´dorf HBf
    Der Bahnsteig voll – es ist Adventszeit.
    Die S8 Richtung W´tal fährt ein. Es kommt eine kurze (!) Bahn.

    Wir hatten Glück und sind rein gekommen.
    Drinnen Sardinendose – draußen Frost, Frust und Wut.
    Ich sehe eine verzweifelte Mutter mit 2 kleinen Kindern.

    Ist das Bahnfahren in einem Entwicklungsland?
    Nein es ist die Deutsche Bahn!

    Im Zug kein anderes Thema als diese DB.
    Selbst beim Aussteigen hören wir Gespräche über diese Zumutung/Unfähigkeit.
    Da stehen zahlende (!) Kunden am Gleis und bleiben mit Ihren Kindern in der Kälte zurück.

    Frohe Weihnachten

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*