Abschied vom Erkrather und Unterbacher Urgestein

Alfred Niek beim Brückenfest 2019. Foto: Lutz Wulfestieg

Still und leise ist er von uns gegangen. Keine Gelegenheit mehr den vielen Geschichten zu lauschen, die er aus und über Erkrath und Unterbach erzählen konnte. Alfred Niek wird uns fehlen.

Alfred Niek wurde 1938 am Unterbacher Schwalbenberg geboren, lange bevor die kommunale Neugliederung Unterbach zum Stadtteil Düsseldorfs werden ließ. Damals gehörte Unterbach noch zu Erkrath und so ist es auch wenig verwunderlich, dass sowohl die Erkrather, als auch die Unterbacher ihn als ‘Original’ oder ‘Urgestein’ bezeichneten. Alfred Niek war seiner Heimat und vor allem der hiesigen Landwirtschaft eng verbunden. Und: Der Unterbacher war mit Leib und Seele ein ‘Ercroder Jong’. Man kann sogar sagen: Dass es die Ercroder Jonges heute noch gibt, ist zu einem großen Teil Alfred Niek zu verdanken.

Er war ein echter ‘Ercroder Jong’

Genau genommen war Alfred Niek Erkrather, denn als er zur Welt kam, gehörte Unterbach zu Erkrath. Und für Erkrath hat er sich auch bei den Ercroder Jonges engagiert. Als Baas und 1. Vorsitzender hat er den überalterten Verein verjüngt. Das war erst nach Satzungsänderung möglich, denn vorher durfte man nur zum Verein stoßen, wenn man mindestens 25 Jahre alt war, seit zehn Jahren in Erkrath wohnte und drei Bürgen hatte, die den Beitritt empfahlen. Niek war ein ‘Macher’. Immer aktiv und engagiert. Unter Nieks Leitung haben die Ercroder Jonges alte Wanderwege wieder zugänglich gemacht, Denkmäler und Gedenktafeln aufgestellt sowie Denkmäler gepflegt und restauriert. Auch für die eigene Nachfolge im Verein hat er klug und rechtzeitig gesorgt, indem er über eine weitere Satzungsänderung die Ämter Baas und 1. Vorsitzender trennte. Zuerst gab er den Vorsitz an einen jüngeren Vertreter ab und später dann auch das Amt des Baas. Bis zu seinem Tode blieb er Ehrenbaas des Vereins. Ehrenmitglied war er darüber hinaus in der Großen Erkrather Karnevalsgesellschaft und Senator bei den letzten Hängern war er auch.

Alfred Niek beim Brückenfest 2019. Foto/Archiv: Lutz Wulfestieg

Der Mensch Alfred Niek

Als wäre es erst gestern gewesen, sehe ich Alfred Niek auf seinem 80. Geburtstag umringt von allen Menschen, die für ihn wichtig waren, wie er selbst an diesem Tag zu mir sagte. Ich erinnere mich, wie er mich zur Seite nahm und mir erzählte, dass er an einem vierten Buch arbeitet. Und seine Kaninchen hätte ich ja auch noch gar nicht gesehen. Wenn ich Zeit hätte, sollte ich ihn doch mal besuchen. Wir haben uns noch einige Male gesehen, aber zu einem Besuch und zum Kaninchen kraulen ist es nicht mehr gekommen. Alfred Niek war nicht nur Heimatforscher, er war auch – vielleicht sogar der letzte in unserer Region – Kaninchenzüchter. Mehr als zwei Dutzend ‘Kleinwidder Grau’ gehörten zu ‘seinem Haushalt’. Regelmäßig besuchte er mit seiner Lebenspartnerin Sita Köppen und einigen flauschigen Hausgenossen Altenwohnheime und erfreute demenziell erkrankte Bewohner, die die kleinen Fellnasen dann kuscheln durften. Immer hatte Alfred Niek viele kleine Geschichten zu erzählen. Aus seiner Kindheit oder von den vielen Bauern in und um Unterbach, die es damals noch gab. Ein Buch hat er über sie veröffentlicht, dass ihre Geschichten und die der Höfe wach hält. Auf 200 Seiten hat er mit Fotos, die er in vielen Gesprächen mit Familien erhalten hatte, 41 Bauernhöfe noch einmal lebendig werden lassen. Herausgegeben wurde es im Eigenverlag. Glücklich können sich die schätzen, die eines erhalten haben. Sie waren fast schneller vergriffen, als sie gedruckt waren. Auch ein Buch über Unterbacher Platt Mundart und eines über die Ercroder Jonges und die Denkmäler hat er im Eigenverlag herausgegeben.

Alfred Niek bei seinem 80. Geburtstag. Foto/Archiv: RG

Immer hatte er so ein verschmitztes Lächeln im Gesicht und die Kinder liebten seine legendären Treckerausfahrten, bis das Straßenverkehrsamt ihnen den Spaß verdarb und den alten Trecker stilllegte. Viele Generationen von i-Dötzchen hatte er bis dahin am ersten Tag in die Schule gefahren. Planwagenfahrten mit dem Trecker wird es künftig auch bei Ercroder Jonges geben, wenn Corona es wieder erlaubt. Dann wird der 2019 restaurierte Planwagen bei Wanderungen und Festen zum Einsatz kommen und damit auch an Alfred Niek erinnern. Die Jonges haben in dieser Woche ihren Ehrenbaas verloren. In Vergessenheit geraten wird er nicht. Zu eng ist die Geschichte der Jonges mit ihm verbunden. Zu den Ercroder Jonges ist er 1989, sieben Jahre nach Gründung, gestoßen und ist ihnen bis zu seinem letzten Tag treu geblieben. In einem Ordner hat er alle Presseartikel zum Verein gesammelt. Damit hat der Heimatforscher nicht nur die Geschichte der Bauern seiner Heimat zusammengetragen, er hat auch gleich die Geschichte der Ercroder Jonges festgehalten.

Planwagen der Ercroder Jonges. Foto/Archiv: Ria Garcia

Die letzten öffentlichen Auftritte

Beim Brückenfest 2019 konnte man Alfred Niek noch umringt von ‘seinen Jonges’ sehen. 2020 machte Corona alle Feste unmöglich. Die Pandemie hatte uns gerade erst erreicht, als Alfred Niek noch einmal mit einer Ausstellung in der Kreissparkasse, auf sieben Stellwänden mit jeweils 16 Fotos die Geschichte der Landwirtschaft unserer Region zeigte. Wenn die Ercroder Jonges wieder Wanderungen organisieren können, wird er in den Herzen der Jonges und der Wandernden mitlaufen. Bye, bye Alfred. Wir werden Dich nicht vergessen.

Alfred Niek (vorn) im Frühjahr 2020 bei der Ausstellungseröffnung.
Im Hintergrund: Wolfgang Soldin (ehemaliger Filialdirektor in Erkrath),
Holger Johan (war beim Zusammentragen der Ausstellung behilflich)
und Ulrich Schwab-Bachmann (Erster Beigeordneter Stadt Erkrath).
Foto/Archiv: Lutz Strenger / Kreissparkasse Düsseldorf

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